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Das Ende von ISDN naht: jetzt handeln! So gelingt der Umstieg auf VoIP

Autor / Redakteur: Manuel Ferre-Hernandez / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Die Umstellung von ISDN auf All-IP-Kommunikation eröffnet für Unternehmen völlig neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und kann ein wichtiger Schritt in der digitalen Transformation sein. Trotzdem schieben immer noch viele den Umstieg auf, obwohl die Deutsche Telekom die alte Technik schon 2018 abschalten wird.

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Die Umstellung auf Voice over IP sollte jetzt in Angriff genommen werden. Cloud-Dienste erleichtern den Schritt.
Die Umstellung auf Voice over IP sollte jetzt in Angriff genommen werden. Cloud-Dienste erleichtern den Schritt.
(Bild: © Yvonne Weis - Fotolia.com)

Der Grund für die zögerliche Umstellung von ISDN auf IP liegt häufig darin, dass Unternehmen nicht ausreichend informiert sind und neben Komplikationen bei Details wie zum Beispiel der Faxübertragung vor allem hohe Kosten befürchten. Dabei kann der Umstieg auf Voice over IP (VoIP) einfach zu bewerkstelligen sein, wenn einige Punkte beachtet werden.

Drei Möglichkeiten zum Umstieg

Bevor ein Umstieg stattfindet, sollte die vorhandene Kommunikationsanlage geprüft werden. Handelt es sich dabei um eine sogenannte Hybridanlage, kann diese mit überschaubarem Aufwand IP-fähig gemacht werden, beispielsweise indem eine IP-Baugruppe eingebaut wird.

Handelt es sich bei der vorhandenen Anlage um eine reine ISDN-Anlage, gibt es verschiedene Möglichkeiten bei der All-IP-Umstellung. Eine davon besteht darin, ein externes Gateway vorzuschalten, mit dem das bestehende System weiterverwendet werden kann. Diese Möglichkeit ist jedoch nicht optimal, da sie zusätzliche Fehlerquellen mit sich bringen kann. Besser ist es, im Zuge der Migration die alte Kommunikationsanlage durch eine neue IP-Anlage zu ersetzen und so automatisch von sämtlichen Vorteilen von Unified Communications zu profitieren. Handelt es sich bei der neuen IP-Lösung um das Nachfolgemodell der alten ISDN-Anlage, können unter Umständen sogar bereits vorhandene TDM-Endgeräte weiter genutzt werden.

Eine dritte Variante ist der Schwenk auf eine Cloud-basierte Lösung, beispielsweise ein UC-as-a-Service-Angebot. Die Cloud ist im Vergleich zu einer lokalen TK-Anlage oft die bessere Wahl, da kostengünstigere und flexiblere Alternative. Der Vorteil: hohe Anfangsinvestitionen sowie Administrations- und Unterhaltskosten entfallen, Unternehmen können agiler auf Wachstum reagieren.

Mögliche Hürden bei der Umstellung umgehen

Der Umstieg auf VoIP ist machbar und weniger kompliziert als viele fürchten, wenn man sich der möglichen Hürden bewusst ist. Diese zu erkennen sollte ein wichtiger Bestandteil eines Beratungsgesprächs mit dem zuständigen Systemintegrator sein.

So bieten IP-Telefone im Gegensatz zu analogen und ISDN-Geräten beispielsweise keine Möglichkeit, im Falle eines Stromausfalls über eine Notspeisung der Telefonleitung weiterhin zu telefonieren. Das ist gerade für den Aufzugsnotruf ein Problem. Die Lösung: es müssen sämtliche Geräte innerhalb der Kommunikationsanlage – Router, Telefone etc. – über eine Notstromversorgung abgesichert werden, damit sie problemlos auch bei einem Stromausfall funktionieren.

Zudem sollte vorab geprüft werden, ob ein neuer DSL-Router notwendig ist. Gerade ältere Modelle unterstützen die neue Technologie nicht. Klar im Vorteil ist, wer dies nicht erst während der Umrüstung feststellt. Das Gleiche gilt für Frankiermaschinen oder EC-Cash-Terminals, sofern diese noch auf Basis von Einwahlmechanismen aus der ISDN-Zeit arbeiten.

Herausforderung Faxen mittels Fax over VoIP

Auch das Thema Fax ist in vielen Unternehmen ein Grund, die Umstellung so lange wie möglich hinauszuzögern. Vielen ist nicht bewusst, dass sie auch diesen Kommunikationskanal im All-IP-Zeitalter nutzen können. Zwar funktioniert das Senden und Empfangen von Faxen über ISDN-Anschlüsse stabiler. Aber es gibt mittlerweile verschiedene Methoden, dies auch mit einem VoIP-Anschluss zu gewährleisten.

So können Faxtöne mittels eines unkomprimierten und verlustfreien VoIP Codec ITU-T G.711 übertragen werden, also paketvermittelt. Wenn bei der All-IP-Telefonie minimale Aussetzer bei der Sprachübertragung auftreten oder einzelne Datenpakete ausfallen, fällt dies dem Zuhörer kaum auf, da im Hintergrund diverse Fehlerkorrektursysteme laufen, die genau diese Aussetzer korrigieren. Beim Faxen ist dies jedoch eine der größten Herausforderungen, denn der Ausfall von Datenpaketen bedeutet das Entstehen einer Lücke. Hinzu kommt, dass jede paketorientierte Datenübertragung unterschiedlichen Laufzeitverzögerungen oder sogar Laufzeitschwankungen unterliegt, was dazu führen kann, dass die Übertragung einfach abbricht.

VoIP-Anbieter bieten mittlerweile eine auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnittene Lösung für diese Probleme. Ein weit verbreiteter Ansatz ist beispielsweise T.38 oder Fax over IP (FoIP). Hier werden die Faxtöne nicht mehr als digitale Sprachsignale übertragen, sondern in einem eigenständigen Protokoll mit eigenen Formaten und eigenständigen Regeln. Die dabei verwendeten Pakete werden IFP (Internet Facsimilé Protocol) genannt und sind in der Sprache des Internets (UDP/TCP und IP) eingekapselt. Allerdings kann es trotzdem weiterhin zu Verzögerungen oder Schwankungen bei der Laufzeit kommen. Abhilfe sollen Mechanismen wie große Puffer (Buffer) in den Geräten oder auch eine doppelte Übertragung schaffen, was aber in der Folge zu einem wesentlich langsameren Versand führt. Die Fernübertragung eines Dokumentes mit 50 Seiten wird dabei zur Geduldsprobe.

Fax-to-Mail-Services (T.37) bieten einen ganz anderen Ansatz. Bei dieser Methode werden Faxe in eine Grafikdatei umgewandelt und per E-Mail versendet beziehungsweise empfangen. Der Nutzer erhält vom Service-Anbieter eine Faxnummer, die er weitergeben kann. Vorteil: Ein separates Faxgerät ist nicht mehr notwendig. Der Empfang von Faxen ist bei vielen Anbietern kostenlos, dagegen wird beim Versand häufig eine Gebühr fällig.

Vorteile Cloud-basierter Lösungen

All-IP kann aber weit mehr als Telefonieren und Faxen. Der neue Standard ist ein entscheidender Baustein in der Digitaliserungsstrategie von Unternehmen und ist oft der erste Schritt Richtung Cloud. All-IP erlaubt nämlich die Nutzung umfassender Unified-Communications-&-Collaboration-Dienste (UCC), die den Arbeitsplatz entscheidend verändern: Sprach- oder Video-Konferenzen, erweiterte Chat-Funktionen, CTI, Präsenzanzeigen, Webinare und Collaboration, also die standortübergreifende Zusammenarbeit. Mitglieder eines Teams können dadurch Dateien jeder Art miteinander teilen und sogar zeitgleich bearbeiten. Alle UCC-Dienste stehen sowohl am Desktop als auch an mobilen Endgeräten zur Verfügung

Wer mit seiner Kommunikationsinfrastruktur den Weg in die Cloud wagt, kann schnell und einfach von den Vorteilen dieser modernen Infrastrukturen profitieren: Die Anfangsinvestitionen sind deutlich geringer. Denn läuft die IP-Telefonie über einen Cloud-Anbieter, ist eine eigene Telekommunikationsanlage vor Ort nicht mehr notwendig, die gesamte Vermittlungslogistik passiert direkt in der Cloud. Im laufenden Betrieb lassen sich weitere Kosteneinsparungen erzielen, beispielsweise bei der Administration oder beim Energieverbrauch. Ein weiterer Vorteil sind die deutlich geringeren Ausfallzeiten, da die Cloud-Dienstleister in der Regel umfassendere Redundanzkonzepte umsetzen, die im Zusammenspiel mit einem gemanagten Zugang (MPLS) für Hochverfügbarkeit sorgen.

Cloud-Lösungen bieten zudem eine hohe Flexibilität, was besonders für Unternehmen in einer starken Wachstums- oder Expansionsphase interessant ist. So können beispielsweise neue Mitarbeiter problemlos und schnell integriert werden, in dem neue Ports hinzugebucht oder bei Bedarf abbestellt werden. Die gebotene Leistung lässt sich also immer genau auf die aktuellen Bedürfnisse des Kunden ausrichten.

Manuel Ferre-Hernandez
Manuel Ferre-Hernandez
(Bild: Mitel / diephotodesigner.de)

Fazit

Für Unternehmen, die die Stolpersteine bei der Umstellung kennen, eröffnet All-IP in erster Linie neue Möglichkeiten und kann als Startschuss für die Digitalisierung dienen. Die Kommunikationsinfrastruktur ist der ideale Ausgangspunkt.

Über den Autor

Manuel Ferre-Hernandez ist Director Sales Germany bei Mitel.

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