Trotz proklamiertem sanften IPv6-Upgrade – der Migrationsdruck wächst Boarding-Time im neuen Adressraum
Nachdem die Deutsche Telekom für dieses Jahr die Erweiterung ihrer DSL-Anschlüsse auf den IPv6-Betrieb in Aussicht gestellt hat, könnte das eine Migrationswelle in Richtung Internet Protocol Version 6 auslösen. Internet-User erwarten zwar zahlreiche Umstiegshürden, die aber keine aufschiebende Wirkung mehr haben: Der bisherige IPv4-Adressraum ist ausgebucht.
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Für Unternehmen und End-User bestand bislang wenig Handlungsbedarf: Solange die Adresszuteilung im Internet zustande kommt, gelingt in der Regel die Rechneranbindung bei richtiger Netzinstallation und Router-Konfiguration. Selbst wenn es beim IP-Routing immer wieder zu Adresskollisionen zwischen den beteiligten NAT-Gateways (Network Adress Translation) kommt oder durch das Umschreiben der Protokoll-Header für den Transport die Verschlüsselungsverfahren auf Netzwerk- und Transportebene durcheinander geraten, haben Netzwerkadministratoren und netzwerkaffine End-User den Internetzutritt auf Basis der üblichen Internet Protocol Version 4 (IPv4) im Griff.
Seit Jahren ist bekannt, dass die Adressblöcke im bisher benutzten Internetprotokoll IPv4 zur Neige gehen. Netzwerker kennen zudem die Schwächen des NAT-Gateways. Der nationale IPv6-Rat hat im Mai 2009 bereits einen Aktionsplan für die Einführung des neuen Internet Protokolls mit größerem Adressraum ausgearbeitet. Ein halbes Jahr zuvor, auf dem 3. IT-Gipfel in Darmstadt, haben sich Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf konkrete Schritte und Projekte für den IPv6-Umstieg verständigt.
Widerstand zwecklos
Internetprovider, Carrier und Equipmenthersteller indes legten zunächst wenig Eile an den Tag, den Flaschenhals im Adressraum auszumerzen, schließlich gibt es genügend Techniken und Werkzeuge für den bisherigen IPv4-Standard, um Netzwerkprobleme auf Server-, Switch- und Routerebene auszuräumen. Gleichwohl steckt die Provider- und Backbone-Seite den Kopf nicht in den Sand. Ein Dual Stack soll bei den Provider-Netzen den Infrastrukturwechsel im Adressraum einleiten. Dieser akzeptiert IPv4-Adressen und ermöglicht per Übersetzungs-Gateway die Kommunikation mit IPv6-Servern und Geräten.
Das bedeutet für die User einerseits das Fortleben der IPv4-Infrastruktur – denn alle Netze, die das bisherige Internetprotokoll nutzen, erhalten Zugang und stehen damit nicht vor einem verschlossenen IPv6-Tor – andererseits sind die neuen Datenverkehrsregeln des IPv6-Standards in Kraft und das betrifft neben dem Breitbandanschluss auch die LAN-Nachrüstung hinter der Firewall.
Fortschritt lässt sich nicht deckeln
Ob ein Dual-Betrieb mit Übersetzungs-Gateway auf Dauer mit dem ständig anwachsenden Paketverkehr im Internet zurecht kommt, ist schon aus Performancegründen zu bezweifeln. Schwerwiegender indes sind die Anzeichen, dass die IPv6-Migration nicht mehr aufzuhalten ist. Anfang Februar diesen Jahres haben die Organisationen Number Resource Organization (NRO), Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), Internet Society (ISOC) und Internet Architecture Board (IAB) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Miami den globalen Wechsel auf den IPv6-Standard bekanntgegeben. Die letzten IPv4-Netzanschlussadressen sind an die regionalen Registrierungsstellen vergeben und die meisten internationalen Konzerne haben die IPv6-Implementierung auf der Agenda.
Betroffen vom IPv6-Upgrade sind alle Internet-Teilnehmer. Allen voran die Internetorganisationen, die gemeinsame IPv6-Ressourcen und -Dienste managen und die IPv6-Adressen zuweisen und verwalten sowie die DNS-Server betreiben. Außerdem die Netzbetreiber, die ihren Anwendern IPv6-Konnektivität und IPv6-basierte Dienste anbieten müssen. Im Fokus stehen aber auch die Anbieter von Hardware und Betriebssystemen, die ihre Produkte IPv6-fähig machen müssen, besonders die Hersteller von Netzwerk-Equipment.
weiter mit: Firmware bereitet Router auf den Dual Stack vor
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