Mobile-Menu

Darum sollten Unternehmen mit Microsoft-Netzwerken auf Hyper-V setzen Wann Hyper-V besser ist als vSphere

Von Thomas Joos Lesedauer: 8 min

Anbieter zum Thema

Hyper-V ist in vielen Netzwerken besser zur Virtualisierung geeignet als VMware vSphere oder andere Hypervisoren. Wir wollen in diesem Beitrag die Vorteile von Hyper-V herausstellen und aufzeigen, warum Hyper-V in manchen Szenarien besser geeignet ist als VMware vSphere.

Beim Virtualisierungs-Fight zwischen Microsoft Hyper-V und VMware vSphere liegt Microsoft vorn, wenn es um die Virtualisierung in Microsft-Netzwerken geht.
Beim Virtualisierungs-Fight zwischen Microsoft Hyper-V und VMware vSphere liegt Microsoft vorn, wenn es um die Virtualisierung in Microsft-Netzwerken geht.
(Bild: © charnsitr - stock.adobe.com)

Geht es um die Virtualisierung von Servern, setzen die meisten Unternehmen auf VMware vSphere. Das kann gute Gründe haben, da VMware vSphere mit Sicherheit eine optimale Lösung in Sachen Virtualisierung ist. Wir wollen in diesem Beitrag auch nicht die technischen Möglichkeiten vergleichen, da diese mittlerweile weitgehend identisch sind. Beide Produkte sind ausgereift und ermöglichen die umfassende Virtualisierung von Windows und Linux sowie einiger anderer Betriebssysteme.

Wenn im Unternehmen aber vor allem Microsoft-Produkte zum Einsatz kommen, also Windows Server 2016/2019 oder Windows Server 2022 sowie Windows 10/11 und Serverdienste wie Microsoft SQL Server, SharePoint oder Exchange, macht die zusätzliche Anschaffung von VMware vSphere nicht unbedingt Sinn. Probleme entstehen dabei vor allem bezüglich der Sicherheit, Kosten und Komplexität der Umgebung.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 8 Bildern

Wer vSphere für Windows-VMs einsetzt, verschenkt lizenziertes Hyper-V

Einfach ausgedrückt verschenken Unternehmen und Organisationen, die Windows-Server mit vSphere virtualisieren, die Hyper-V-Lizenz von Windows, und kaufen sich dafür eine vSphere-Lizenz. Es entstehen daher sofort höhere Kosten, weil die eingesetzten Hosts doppelt lizenziert werden müssen. Es gibt kein legales Szenario, das den Einsatz der Lizenzkosten senken kann, wenn statt Hyper-V ein anderer Hypervisor zum Einsatz kommt. Die Lizenzierung von Windows als VM ist bei Hyper-V und vSphere identisch. Bei vSphere kommen dagegen die Kosten für den Host dazu, bei Hyper-V ist das nicht so.

Bei der Lizenzierung von Windows Server 2022 muss darauf geachtet werden, dass mindestens 16 CPU-Kerne lizenziert werden, auch wenn die Hardware über weniger Kerne verfügt. Eine OEM-Basislizenz muss daher mindestens die 16 Kerne umfassen. Wenn ein Server über mehr als 16 CPU-Kerne verfügt, dann müssen für diesen Server auch mehrere Lizenzen von Windows Server 2022 in der jeweiligen Edition erworben werden, also Standard oder Datacenter.

Microsoft bietet dazu Basis-Lizenzen an, die 16 CPU-Kerne abdecken. Hat ein Server 32 CPU-Kerne, reicht eine Basis-Lizenz und zwei Additional-Core-Lizenzen mit je 8 CPU-Kernen. Alternativ ist es auch möglich, zwei Basis-Lizenzen zu erwerben. Beim Einsatz von vSphere erfolgt diese Lizenzierung parallel zur Lizenzierung von vSphere für die physische Hardware des Hosts, wenn auf den Hosts Windows-Server zum Einsatz kommen sollen.

Der Einsatz von VMware vSphere erhöht die Sicherheitsgefahren

Die Integration von VMware vSphere und seinen Verwaltungswerkzeugen und Zusatzprodukten erhöht die Sicherheitsgefahren, da schlicht und ergreifend mehr Produkte von verschiedenen Herstellern im Netzwerk in Betrieb genommen werden müssen. Denn all diese Produkte enthalten Sicherheitslücken, müssen gepatcht und verwaltet werden. Es gibt Berechtigungsstrukturen für die Umgebung, für die virtuellen Server und für die Zusatzprodukte, die Angreifer ausnutzen können, um Daten zu stehlen. Die Lücken kommen zu den vorhandenen Lücken von Windows dazu. Windows-Admins mit Hyper-V müssen "nur" mit diesen Lücken kämpfen, während sich VMware-Admins auch noch um die Sicherheit der VMware-Umgebung kümmern müssen.

So ermöglichte zum Beispiel die Sicherheitslücke CVE-2021-21974 in VMware vSphere den Einfall von Ransomware. Schließen Administratoren diese Lücke nicht sofort, droht ein erfolgreicher Ransomware-Angriff, der natürlich das komplette Netzwerk beeinträchtigt, und nicht nur die VMware-Hosts. Diese Lücke ist nur ein Beispiel. Auch Lücken wie CVE-2022-31702, CVE-2022-31703, CVE-2022-31696, CVE-2022-31705 und viele weitere bedrohen ebenfalls die ganze Umgebung. Es ist schnell klar, dass auch VMware-Produkte keinesfalls perfekt sind und daher eine ständige Pflege erfordern, wie andere Produkte auch. Schließen Admins eine Lücke nicht, besteht die Gefahr der Übernahme eines ganzen Netzwerkes.

Das heißt natürlich nicht, dass Windows oder Hyper-V an dieser Stelle sicherer sind. Aber diese Technologien müssen ebenfalls aktualisiert werden, wenn vSphere für die Virtualisierung in Windows-Netzwerken zum Einsatz kommen soll. Die Absicherung von VMware vSphere und anderen Produkten muss also immer zusätzlich erfolgen. In den meisten Fällen müssen Unternehmen, die auf VMware setzen, die Hyper-V-Lücken ebenfalls schließen, da diese im Rahmen der Patch-Installation von Microsoft-Netzwerken ohnehin auf die Server installiert werden müssen, unabhängig davon, ob die Rolle installiert ist oder nicht.

Der Einsatz von VMware vSphere verteuert die Virtualisierung im Unternehmen

Ein zweiter Nachteil beim Einsatz von VMware vSphere ist der Preis. Virtualisieren Unternehmen Windows-Server mit VMware vSphere, müssen die Produkte genauso lizenziert werden, wie bei der physischen Installation oder der Virtualisierung mit Hyper-V. Die Server-Lizenzen von VMware vSphere und alle notwendigen zusätzlichen Produkte müssen dagegen zusätzlich lizenziert werden. Das erfordert Investitionen, die unter Umständen an anderer Stelle fehlen. Eine Lizenz für VMware vSphere gilt nur für bis zu 32 Kerne. Hat ein Host mehr Kerne sind für einen Host sogar zwei vSphere-Lizenzen notwendig. Hat ein Host mehr als eine physische CPU, ist für jede CPU eine vSphere-Lizenz notwendig.

Jetzt Newsletter abonnieren

Täglich die wichtigsten Infos zu Netzwerktechnik, IP-Kommunikation und UCC

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Hyper-V ist kostenlos beim Betriebssystem dabei. Hier sind weder zusätzliche Lizenzen noch CALs notwendig, alles ist im Betriebssystem enthalten. Der Einsatz von VMware vSphere erfordert daher in jedem Fall zusätzliche Kosten, welche die Vorteile im Vergleich zu Hyper-V erst einbringen müssen. Die physischen CPU-Kerne des vSphere-Hosts erfordern immer auch noch Windows-Server-Lizenzen, zusätzlich zu den vSphere-Lizenzen.

Lizenzierung bei Hyper-V und VMware verstehen

Kommt ein Windows-Server nur als Hyper-V-Host zum Einsatz, können bei der Verwendung von Windows Server 2022 Standard zwei zusätzliche VMs mit Windows Server 2022 oder älteren Versionen installiert werden (Downgrade-Recht). Wer auf dem Host noch andere Dienste betreibt, (was nicht empfohlen ist) nutzt den Hyper-V-Host nicht nur als "Parent Partition", sondern parallel als produktiven Server. In diesem Fall geht das Nutzungsrecht einer VM verloren und es darf auf dem Server nur noch eine VM mit dieser Lizenz betrieben werden. Diese Gefahr besteht beim Einsatz von vSphere nicht, da hier auf dem Host ohnehin keine Windows-Installation erfolgt.

Beim Einsatz von Windows Server 2022 Datacenter können sogar unendlich viele VMs auf dem Host betrieben werden, ohne dass weitere Server-Lizenzen notwendig sind. Auch das ist bei vSphere so. Beim Einsatz von Hyper-V empfiehlt sich bei einem Host mit Windows Server 2022 Datacenter die Installation der Standard-Edition von Windows-Servern in den VMs. Technisch haben diese keine Unterschiede zur Datacenter-Edition (mit Ausnahme des Einsatzes von Storage Spaces Direct), dürfen aber nur als Hyper-V-Replika oder in Form einer Livemigration auf Hosts mit Windows Server 2022 Standard verschoben werden. Auf Hosts mit Windows Server 2022 Standard dürfen keine Server mit Windows Server 2022 Datacenter betrieben werden. Die Lizenzen des Hosts decken immer die Nutzungsrechte der VMs ab. Windows Server 2022 Standard-Hosts dürfen daher Windows Server 2022 Standard-VMs betreiben, aber keine Windows Server 2022 Datacenter-VMs.

Durch die Lizenzierung des Hosts sind die jeweiligen VMs also ebenfalls lizenziert, die VMs selbst erfordern keine Serverlizenz, da diese durch die Host-Lizenz abgedeckt sind. Das ist bei vSphere auch so, da hier die Windows Server-Lizenzen für den Host notwendig sind und zwar parallel zu den vSphere-Lizenzen. Verschenkt wird in diesem Fall nur das Host-Nutzungsrecht von Windows Server 2022 in der jeweiligen Edition.

Windows Server 2022 Essentials erlaubt den Betrieb einer VM mit Windows Server 2022 Essentials. Die Installation von Windows Server 2022 Standard erlaubt den Betrieb von zwei VMs mit Windows Server 2022 Standard und die Installation von Windows Server 2022 Datacenter erlaubt die unendliche Installation von VMs auf diesem Host mit Windows Server 2022 Datacenter. Beim Einsatz von Hyper-V hat immer der Host die Lizenz und daraus ergeben sich die virtuellen Nutzungsrechte. Ein Host mit zwei Windows Server 2022 Standard-Lizenzen erlaubt daher die Virtualisierung von vier VMs mit Windows Server 2022 Standard (kein Datacenter!).

Kommt vSphere als Hypervisor von Windows-Servern zum Einsatz, müssen für den Betrieb von Windows-Servern alle physischen CPU-Kerne des vSphere-Hosts lizenziert werden. Lizenzieren Unternehmen daher die VMware-Hosts mit einer Windows Server 2022 Standard-Lizenz, deckt das den Betrieb von zwei VMs ab. Das Host-Nutzungsrecht dieser Lizenz wird beim Einsatz von VMware vSphere verschenkt, dieses darf nicht als dritte VM genutzt werden. Gleichzeitig muss der Host aber für vSphere lizenziert werden, und zwar parallel zu den Windows-Lizenzen für die VMs. Es entstehen daher höhere Kosten.

Wenn ein Unternehmen also für einen Server drei passende Windows Server 2022 Standard-Lizenzen erwirbt, dürfen auf dem Host sechs VMs mit Windows Server 2022 Standard oder älter betrieben werden. Zusätzlich darf auf dem Host Windows Server 2022 Standard mit Hyper-V installiert werden. Verzichten Unternehmen auf dieses Recht und installieren dagegen VMware vSphere, verschenken Sie das Host-Installationsrecht von Windows Server 2022 und dürfen dieses auch nicht auf eine VM übertragen.

VMware vSphere verkompliziert die Verwaltung und erfordert Weiterbildungen

Setzen Unternehmen in Microsoft-Netzwerken auf VMware vSphere, muss die Umgebung geplant, eingerichtet und verwaltet werden. Microsoft-Admins müssen sich weiterbilden, und sich mit den unterschiedlichen Werkzeugen von VMware auseinandersetzen, da sich diese vom Bedienkonzept her natürlich von den Microsoft-Werkzeugen unterscheiden. Mit dem Windows Admin Center bietet Microsoft ein Werkzeug, das mit einer Weboberfläche die gesamte Umgebung verwalten kann – die Verwaltungswerkzeuge für Windows sind in allen Server-Versionen und in Windows 10/11 bereits enthalten.

Die Verwaltung von vSphere erfordert zudem die Einarbeitung in die Struktur der Umgebung, der Berechtigungsvergabe, des Umgangs mit den virtuellen Datenträgern und vor allem der Absicherung. Kommt es zu Problemen beim Einsatz von vSphere auf dem Host, sind andere Herangehensweisen notwendig als beim Einsatz von Windows. Das liegt auch daran, dass das Betriebssystem von VMware vSphere auf Linux basiert. Damit könnten Windows-Admins Probleme bekommen, die sich nicht mit herkömmlichen Windows-Mitteln lösen lassen. Wenn im Netzwerk auf Windows und Microsoft-Produkten gearbeitet wird, brauchen Unternehmen daher Spezialisten für Microsoft-Produkte und Spezialisten für VMware. Das gilt vor allem für große Umgebungen.

Der Einsatz von VMware vSphere erfordert weitere Produkte zur Überwachung, Absicherung und Datensicherung

Beim Einsatz von VMware vSphere müssen die eingesetzten Produkte zur Überwachung, Datensicherung und Absicherung mit vSphere kompatibel sein. Unter Umständen ist es sogar nötig, dass parallel ein eigenes Produkt zur Überwachung oder Datensicherung eingesetzt werden muss. Das erhöht die Kosten weiter und auch die Anzahl an potenziellen Sicherheitslücken steigt. Zusätzliche Produkte bedeuten immer auch zusätzliche Lizenzen, zusätzliche Verwaltung, zusätzliche Sicherheitsgefahren und damit zusätzlichen Aufwand. Ob sicher dieser lohnt muss aber natürlich jedes Unternehmen und jede Organisation für sich entscheiden.

(ID:49483887)