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Carrier-Ethernet-Services, Teil 4 – E-Access EPL- & EVPL-Access – Zugangsdienste für viele Zwecke

Autor / Redakteur: Ariane Rüdiger / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner |

Neben den drei Services von Carrier Ethernet 2.0, die Endkunden-Standorte miteinander verbinden, gibt es mit E-Access auch einen Service für die letzte Meile. Er öffnet dem Access-Provider und seinen Kunden den Zugang zu der Infrastruktur eines Providers, der weiterführende Verbindungen anbietet.

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EPL- & EVPL-Access: Carrier-Ethernet-2.0-Technik für die Kopplung der letzten Meile an Provider-Weitverkehrsnetze
EPL- & EVPL-Access: Carrier-Ethernet-2.0-Technik für die Kopplung der letzten Meile an Provider-Weitverkehrsnetze
(Bild: Metro Ethernet Forum)

Die E-Access-Dienste als viertes Serviceangebot im neu gestalteten Carrier Ethernet 2.0 gibt es als Enterprise Private Line (EPL) oder Enterprise Virtual Private Line (EVPL).

Grundsätzlich verbindet ein Access EPL eine Endanwenderschnittstelle (UNI, User Network Interface) mit einer Netzwerkschnittstelle (ENNI, Ethernet Network-Network-Interface) und damit das Netz eines Access Providers mit dem Netz eines Bandbreiten-Retailers. In der Variante EVPL können auch mehrere logische ENNI- und UNI-Verbindungen zwischen Access Service Provider und Retail Service Provider laufen.

Das Serviceangebot trägt also der speziellen Situation Rechnung, dass Access-Provider und Anbieter von Weitverkehrsverbindungen häufig getrennte, unabhängige Netze betreiben, über die aus Sicht des Endanwenders gleichwohl zuverlässige Verbindungen zum Beispiel zum Internet oder aufgelagerten Diensten aufgebaut werden müssen. Dies erklärt auch die große Vielfalt erlaubter Letzte-Meile-Technologien, denn es soll Providern unter allen Bedingungen möglich sein, ihren Kunden zuverlässigen Zugang zu einem Weitverkehrsnetz zu eröffnen.

Als Transportvehikel für die letzte Meile werden so genannte Operator Virtual Circuits (OVCs) errichtet, die von UNI zu ENNI reichen. Sie werden in so genannten OVC Endpoint Maps aufgelistet. Dann legt der Provider die einzelnen IDs der S-VLANs (Service-Virtual Private LANs) auf spezifische OVC-Endpunkte am ENNI.

Datenframes, die zu E-Access-Diensten gehören, werden vom UNI kommend am ENNI unverändert weitergeleitet und dort lediglich mit einem S-VLAN-Tag versehen, das sie bis zum Übergang zum Access-Netz am anderen Ende der Verbindung schleust. Soll ein Servicepaket vom ENNI zum UNI fließen, wird am ENNI das S-VLAN-Tag entfernt, das Paket aber ansonsten unverändert zum Endpunkt weitergeleitet.

Während Carrier Ethernet 1.0 nur wenige Festlegungen hinsichtlich der E-Access-Dienste umfasste, sind sie nun detailreich beschrieben. Verfügt ein Provider über einen zertifizierten E-Access-Dienst sorgt dies aus Kundensicht für maximale Zuverlässigkeit und Klarheit hinsichtlich der zu erwartenden Qualität.

Höchste Zuverlässigkeit auch im Access-Bereich

Im Einzelnen verlangt die Spezifikation beispielsweise, dass jede UNI mit einer beliebigen Zeichenkette benannt wird. Als physische Überträger sind alle Standard-Ethernet-Medien wie in IEEE 802.3-2005 oder IEEE-802.3ae-2002 definiert vorgesehen.

An UNI-Schnittstellen müssen alle gängigen Geschwindigkeiten zwischen 10 MBit/s und 10 GBit/s (Full Duplex) unterstützt werden. Die MAC-Schicht entspricht ebenfalls IEEE 802.3-2005.

Am UNI müssen Übertragungspakete mindestens 1.522 Bytes groß sein, so dass sie auch ein VLAN-Tag fassen. Falls E-Access in EPL-Technologie ausgeführt wird, kann nicht markierter und priorisierter Verkehr maximal über 4.096 VLANs befördert werden. Bei EVPL-Technologie muss der Provider zunächst festlegen, ob er VLANs mit unmarkiertem und priorisiertem Verkehr unterstützt. Wenn ja muss er entsprechende VLAN-IDs in das oben beschriebene OVC-Endpunkt-Verzeichnis eintragen. Bei Access-EPL-Diensten gibt es je UNI einen OVC, bei EVPL dürfen es auch mehr sein.

ENNI-Merkmale

Hinsichtlich des ENNI sind folgende Merkmale vonnöten: Das ENNI des Netzbetreibers bekommt eine im jeweiligen Metro-Ethernet einmalige Kennung. Eine Reihe von Übertragungsmedien mit Geschwindigkeiten im Bereich ab Gigabit-Ethernet aufwärts sind an der Schnittstelle erlaubt.

Die Kennzeichnung der Pakete ist komplizierter als am UNI. Ein ENNI-Datenpaket kann nicht, einfach oder mehrfach getaggt sein. Ist nur ein Tag vorhanden, handelt es sich um ein S-Tag (Service). Bei mehreren Tags ist das äußerste ein S-, das nächste ein C-Tag, welches das Endkunden-VLAN kennzeichnet und in IEEE 802.1ad definiert ist.

Die minimale Paketgröße liegt, da zwei Tags ins Paket hineinpassen müssen, bei 1.526 Bytes oder größer. Jede S-VLAN-ID der Diensttypen Acces-EPL oder Acces-EVPL muss sich direkt auf einen bestimmten OVC-Endpunkt beziehen. Es dürfen ein oder mehrere OVCs und OVC-Endpunkte vorhanden sein.

Die Beziehung zwischen UNI und OVC wird ebenfalls festgelegt: Der Name des an einer UNI einlaufenden OVC setzt sich aus dem Namen der UNI und dem des OVC zusammen. Die Tabelle der OVC-Endpunkte enthält bei Access-EPL-Diensten die Identifikationsnummern der VLANs, die an einem bestimmten Endpunkt eintreffen.

Handelt es sich um einen Access-EVPL-Dienst, muss die Zuordnungstabelle der einzelnen VLAN-IDs zu jedem OVC-Endpunkt benannt sein. Diese darf keine VLAN-IDs enthalten, die zu einem Access-EPL-Dienst gehören. An der UNI muss für jeden einlaufenden OVC-Endpunkt ein Bandbreitenprofil definiert werden, wobei die zugesagte Übertragungsrate auf 70 Prozent der verfügbaren UNI-Geschwindkgkeit festzulegen ist. Für Dienstklassen und ausgehenden Datenverkehr kann kein Bandbreitenprofil hinterlegt werden.

Einmalige Kennung für OVCs

Hinsichtlich des Verhältnisses von OVCs und ENNIs verlangt der Standard, dass jeder OVC-Endpunkt eine Kennung erhält, die innerhalb des Metro-Ethernets einmalig ist.

OVCs erstrecken sich immer von Punkt zu Punkt. Die Endpunktliste eines OVCs umfasst daher genau zwei Endpunkte: einen am UNI und einen am ENNI. Die dort transportierte Paketgröße liegt bei 1.526 oder größer. Die VLAN-ID und die Class-of-Service-ID bleiben beim Transport über einen OVC erhalten.

Eine S-VLAN-ID und die S-VLAN-CoS-ID dagegen sind nicht notwendig. Für den Dienst müssen Parameter/Wert-Paare für alle Leistungsparameter festgelegt werden. Die anwendbaren Parameter finden sich in MEF 23.1. Unicast-, Multicast- und Broadcast-Frames sollen beim Access-EPL-Dienst ohne Bedingungen transportiert werden, beim Access-EVPL-Dienst ist es möglich, Bedingungen zu spezifizieren.

Access-EPL- und -EVPL-Dienste müssen so konfigurierbar sein, dass Administrations- und Wartungsframes durchgetunnelt werden können.

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