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Das Auto als Treiber der Flexibilisierung unsere Arbeitswelten Das Auto als "moving" Workplace von morgen
Täglich verbringen wir eine signifikante Zeit im Auto, entweder auf dem Weg zum eigentlichen Arbeitsplatz, oder zu Geschäftsterminen. Der eigentliche Treiber zu Mobilität ist die heutige Dynamik des privaten und geschäftlichen Lebens und die damit verbundene Flexibilisierung der Arbeitswelten. Das Auto als das momentan wichtigste Mobilitätsmittel stellt hier keine Ausnahme dar.
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Im Auto ist es aber nun mal so, dass man eigentlich von den ganzen neuen Anwendungen wie z.B. Office 365, E-Mail und Kalender-Funktionen während der Fahrt nicht abgelenkt werden soll. Die Ablenkung des Fahrers (so genannte Drivers Distraction) ist sogar gesetzlich verboten. Trotzdem gibt es aber das Bedürfnis vieler Autofahrer die unproduktive Zeit der Autofahrt für geschäftliche oder private Kommunikation zu nutzen.
Es wird also immer wichtiger, die üblichen Arbeitsmittel (E-Mail, Kalender-Funktionen, Präsentationen, etc.) zu jeder Zeit und an jedem Ort zur Verfügung zu haben. Die Anforderungen des Gesetzgebers bzw. das Bedürfnis des Autofahrers, seine Arbeitsmittel auch während der Fahrt zur Verfügung zu haben, bedürfen jedoch anderer technischer Lösungen als am traditionellen Laptop oder PC. Es geht vor allem um die Art und Weise wie mit digitalen Workplace-Lösungen kommuniziert wird.
Technologien zur Kommunikation mit digitalen Workplace-Lösungen
Für die Kommunikation mit digitalen Workplace-Lösungen stehen drei Technologie-Konzepte zur Verfügung:
- Bedienung per innovativer UX – mittels großer Displays (siehe Aufmacher) im Infotainment Bereich, die mit Touch Display versehen sind, werden Apps sehr einfach und intuitiv angesteuert. Häufiger benutzte Apps werden dabei präferiert im Display angeboten. Wenig genutzte Apps werden in den Hintergrund positioniert. Auch gibt es die Möglichkeit, situative UX-Umgebungen zu schaffen. Das bedeutet z.B., dass die Apps auf dem Display so umsortiert werden, wie Sie der aktuellen Fahrsituation entsprechen. (Bsp.: lange Autobahnfahrt: Kommunikations-Apps werden in den Vordergrund gerückt oder ein plötzlich aufkommender Stau würde entsprechend das Gegenteil auslösen, um den Fahrer auf die aktuelle neue Fahrsituation zu fokussieren).
- Die Eingabe per Sprache – z.B. E-Mail Texte werden per Sprachbefehl in Infotainment-Apps eingegeben. Technisch gesehen sprechen wir hier von so genannten NLP-Systemen (Natural Language Processing). Trainierte neuronale Netze auf Basis bestimmter Topologien sind in der Lage, gesprochene Texte zu identifizieren, Worte zu klassifizieren und diese dann als Eingabe für Office Anwendungen zur Verfügung zu stellen. Auch eingetragene Kalenderfunktionen können hier genutzt werden. Eine simple Spracheingabe wie „Herr Maier – 14.00 Uhr – Thema: Mittagessen Pizzeria“ kann hier einen neuen Kalendereintrag erzeugen. Der Befehl „Alles rückgängig machen“ würde die ganze Aktion wieder in den vorherigen Zustand versetzen.
- Die Eingabe per Gestik – z.B. das Scrollen in Texten kann per Gestenkontrolle ausgelöst werden. Gestik wäre zu interpretieren als Identifikation von Handbewegungen, aber auch ein Augenzwinkern könnte als solche aufgefasst werden. Pro Anwendung können also Gesten bestimmte Funktionen in der App auslösen. Auch hier wird mittels Künstlicher Intelligenz (KI) die jeweilige Geste identifiziert, klassifiziert und innerhalb der jeweiligen App, z.B. E-Mail, entsprechend interpretiert. Im praktischen Anwendungsfall könnte dies bedeuten: Eine E-Mail kommt an, wird z.B. im Heads-Up Display angezeigt und mit simplen Handbewegungen nach unten oder oben gescrollt.
Jetzt wird man sagen, das wäre aber nicht die volle Funktion eines Digital Workplace. Richtig. Allerdings werden sich ja auch die Mobilitätsformate erweitern. Man kann sich für die Zukunft denken, dass Kommunikationsmittel aus der Cloud in jedem beliebigen Auto angezeigt und genutzt werden können. So hat schon in Januar 2018 ein koreanischer Autohersteller auf der CES in Las Vegas gezeigt, wie im Rahmen des Konzepts autonomes Fahren ein voller digitaler Arbeitsplatz genutzt werden kann. Ein Workplace, der sich vollständig ins Interieur des Autos integriert und pro Fahrt von jeweils anderen Usern benutzt werden kann.
Ausblick: Was noch kommen wird
Neuere Entwicklungen zeigen, dass in den nächsten vier bis fünf Jahren so genannte BCI-Technologien (Brain-2-Computer) zum Einsatz kommen werden. BCI bestehen im Wesentlichen aus einem „Brainheadset“ und der entsprechenden KI zur Gehirnwellen-Analyse. Dabei werden Gehirnwellen-Korrelationen auf gedachte und vorher trainierte Wörter gemappt.
Es sind schon einige Vertreter dieser Technologien am Markt, die erste Versuche zur Kommerzialisierung der BCI Technologie betreiben. Der wohl bedeutendste Vertreter ist die Firma Emotiv aus den USA.
In Zukunft könnte es also möglich sein, per Gedankensteuerung Infotainment-Systeme nicht nur zu bedienen, sondern auch komplette Gedankengänge, z.B. eine E-Mail, aus dem Auto per Gedankengang zu verfassen. Es mag futuristisch klingen, aber bereits mit heutiger Technologie wäre dies im Prinzip möglich.
Über den Autor
Dr. Gerhard Koch ist seit Januar 2019 Technology Board Member beim Silicon Valley Startup Octarine LLC, und war bis Dezember 2018 CTO Connected Services Platform & CarIT Security bei der Daimler AG in Stuttgart. Data Analytics & Neuronale Netz Algorithmen sind sein Metier. Seine 25-jährige IT-Erfahrung sammelte Gerhard Koch u.a. als CTO von IBM Deutschland und von Cognizant Europa, sowie bei der Haufe Gruppe als Group CIO/CTO in Freiburg. Gerhard Koch hat Computer- und Ingenieurwissenschaften in Albstadt-Sigmaringen und Hamburg studiert. Im Mai 2018 hat er seinen PhD in Artificial Intelligence von der University Louisville in den USA mit Spezialisierung auf selbstanpassbare Algorithmen abgeschlossen.
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