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VPN, Mix-Kaskaden und P2P-Darknet ausprobiert Anonym Surfen in der Praxis

Autor / Redakteur: Dirk Srocke / Peter Schmitz

Wer anonym kommunizieren will kann seine Identität im World Wide Web verschleiern oder gleich auf alternative Infrastrukturen umsteigern. Wir haben VPN, Mixes und P2P-Darknet ausprobiert.

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Wer anonym surfen will, kann sich auf vielerlei Art wappnen. Anwender müssen dabei ihren individuellen Kompromiss zwischen Bequemlichkeit und Sicherheit finden.
Wer anonym surfen will, kann sich auf vielerlei Art wappnen. Anwender müssen dabei ihren individuellen Kompromiss zwischen Bequemlichkeit und Sicherheit finden.
(Bild: Srocke)

Nachdem sich die ersten beiden Teile unserer Serie zum anonymen Surfen mit allgemeinen technischen und rechtlichen Aspekten beschäftigt haben, geben wir im folgenden Text praktische Erfahrungen mit unterschiedlichen Lösungen wider.

Wir starten dabei bei einem leicht nutzbaren Tool, mit dem jedermann seine Identität im Web verschleiern kann und wagen schließlich einen Abstecher ins Darknet, dem das klassische Internet nur noch als Transportmedium dient.

Instant VPN

Der von Steganos angebotene VPN-Service OkayFreedom richtet sich ganz klar an Otto Normalverbraucher. Statt umständlich Konfigurationsdaten in Systemeinstellungen oder Router anzupassen muss der Kunde schlicht einen Windows-Client herunterladen und kann nach Belieben über Server in zwölf verschiedenen Ländern surfen. Genau das haben wir auch getan.

Nach der problemlosen Installation des Programms unter Windows 7 wird in der Statusleiste ein Auge – das Logo der Lösung – eingeblendet. Die wechselnden Farben der Pupille geben Auskunft über den Status der Lösung: Grün heißt, das VPN läuft und verbirgt die wahre Identität des Nutzers; rot bedeutet: es wird mit regulärer IP gesurft.

Windows-typisch führt ein Rechtsklick zu einem Kontextmenü mit weiteren Einstell- und Informationsmöglichkeiten. So können Nutzer wählen, welche Identität sie haben möchten. Zur Auswahl stehen Server in der Schweiz, Deutschland, Ägypten, Spanien, Frankreich, Japan, Rumänien, Singapur, Türkei, Großbritannien und den USA. Überrascht waren wir zunächst von der Option, den Client selbstständig darüber entscheiden zu lassen ob überhaupt über das VPN kommuniziert wird.

Erste Indizien über Sinn und Zweck der Funktion finden sich auf der Homepage des Anbieters. Der wirbt mit Versprechen, wie “Schalte gesperrte Videos automatisch frei” oder “Nutze auch aus dem Ausland all Deine Lieblings-Webseiten”. Dem entsprechend springt das VPN immer dann an, wenn Inhalte aufgerufen werden, die für Nutzer mit deutscher IP eigentlich gesperrt sind. Der Automatismus funktioniert mit Erweiterungen für Firefox und Chrome, die laut Anbieter während der Installation der Clients mit eingerichtet werden. Der testweise von uns aufgerufene YouTube-Clip mit Carly Rae Jepsen’s “Call Me Maybe” lief allerdings erst, nachdem wir die entsprechende Browser-Erweiterung OkayFreedom 1.3.0 händisch nachinstalliert hatten.

Darüber hinaus eignet sich OkayFreedom natürlich auch zum anonymen Surfen – sofern man der Zusicherung des Anbieters vertraut, dass persönliche Daten lediglich für die Zahlungsabwicklung gespeichert werden.

OkayFreedom, von oben nach unten gemessen: Ohne VPN, deutscher VPN-Server, japanischer VPN-Server.
OkayFreedom, von oben nach unten gemessen: Ohne VPN, deutscher VPN-Server, japanischer VPN-Server.
(Bild: speedmeter.de)

Die mit OkayFreedom einhergehenden Performance-Einbußen halten sich – abhängig vom gewählten Serverstandort – in Grenzen. Für eine Stichprobe haben wir mit dem Webdienst speedmeter.de nachgemessen. Bei einem deutschen VPN-Server sank die Download-Geschwindigkeit von 16.548 KByte/s auf 11.292 KByte/s; der Ping-Wert legte von 25 ms auf 34 ms zu.

Werden weiter entfernte Server genutzt ist freilich mit größeren Trafficeinbrüchen zu rechnen. Das zeigen die Werte, die wir beim Test des japanischen Servers ermittelten: Downloads erreichten dabei lediglich 414 KByte/s; der Ping-Wert stieg auf stattliche 399 ms.

Den Client für OkayFreedom gibt es für Windows. Ohne Gegenleistung können Kunden damit monatlich 500 MByte über ein VPN bewegen. Für unbegrenzten Traffic werden derzeit 29,95 Euro pro Jahr fällig. Steganos – der Anbieter hinter OkayFreedom – bietet zudem die VPN-App Steganos Online Shield VPN für mobile Devices mit Google Android an.

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