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Erfolgsfaktoren für Unified Communication Interoperabilität und Integration bei UC-Systemen

Autor / Redakteur: Sascha Hirschoff* / Peter Schmitz

Integration und Interoperabilität spielen seit jeher eine wichtige Rolle in der Unified Communication (UC). Die Entwicklung der Technologie sowie unsere immer heterogener werdende Welt haben jedoch in den letzten Jahren bewirkt, dass die beiden Begriffe noch bedeutender werden: Sie haben sich bei UC Systemen zu wahren Erfolgsfaktoren entwickelt. Doch was meinen die beiden Fachtermini, die oft synonym verwendet werden, eigentlich genau? Warum sind sie so entscheidend und wo liegen die Unterschiede?

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Die Arbeitswelt ist mobiler und dynamischer geworden. Die Generation Y fordert beispielsweise, von unterschiedlichen Orten aus und zu verschiedenen Zeiten arbeiten zu dürfen.
Die Arbeitswelt ist mobiler und dynamischer geworden. Die Generation Y fordert beispielsweise, von unterschiedlichen Orten aus und zu verschiedenen Zeiten arbeiten zu dürfen.
(Bild: Polycom)

Bis vor einigen Jahren handelte es sich bei UC Systemen in den meisten Fällen noch um Insellösungen, bei denen alle Bestandteile vom selben Hersteller bezogen und die Komponenten alle zusammen im Verbund eine bestimmte Zeit lang betrieben wurden. Heute stellt sich dies anders dar: In Folge technologischer Weiterentwicklungen wurden aus diesen Silos, UC Systeme mit Komponenten unterschiedlicher Hersteller, die nicht nur über Möglichkeiten, wie etwa eine integrierte Mailbox verfügen, sondern auch qualitativ hochwertige Collaboration- und Videofunktionen enthalten. Nutzer dieser UC Systeme sind im Idealfall jederzeit erreichbar, egal welches Endgerät sie gerade nutzen, sei es ein Desktop-PC, das Smartphone oder das Tablet, oder für welchen Kommunikationsweg sie sich entscheiden, ob beispielsweise VOIP oder einen Messenger.

Der Weg zu dieser ständigen Erreichbarkeit ist jedoch kein leichter. Gerade weil unsere Arbeitswelt mobiler und dynamischer geworden ist: So fordert die Generation Y beispielsweise, von unterschiedlichen Orten aus und zu verschiedenen Zeiten arbeiten zu dürfen. Diese Forderung transformiert ganze Unternehmenskulturen: Zum einen müssen neue Strukturen, wie Home Office und flexibles Arbeiten geschaffen und alte Strukturen überdacht werden, zum anderen muss die entsprechende Infrastruktur für die Kommunikation an unterschiedlichen Orten geschaffen werden. Denn ob am Flughafen, im Home Office, beim Kundentermin oder am Schreibtisch im Firmenbüro –die Collaboration Strategie eines Unternehmens muss es Mitarbeitern ermöglichen, lösungsübergreifend arbeiten zu können – beispielsweise mit Hilfe von UC.

Damit einhergehend spielen Trends, wie Bring Your Own Device (BYOD) eine Rolle in Unternehmen: Private Endgeräte, wie Laptops, Smartphones und Tablets werden nicht nur in das Unternehmen mitgebracht bzw. geschäftlich genutzt, sondern Mitarbeiter wollen zudem, dass diese beispielsweise bei der Durchführung einer Videokonferenz mit den unternehmensinternen Systemen problemlos und ohne Unterbrechung interagieren und funktionieren.

Für die Kommunikation sind diese Entwicklungen eine große Chance – für die IT-Abteilungen allerdings eine Herausforderung. Denn alle Bestandteile des UC Systems müssen einwandfrei zusammenspielen. Der Idealfall ist eine „seamless experience“, also die Erfahrung, dass frühere Medienbrüche durch intelligent kommunizierende Geräte und Anwendungen überflüssig werden und der Anwender das System gerne nutzt. An genau dieser Stelle zeigt sich, ob das UC-System über eine ausreichende Integration beziehungsweise Interoperabilität verfügt.

Offene Standards vs. hoher Funktionsumfang

Doch worin liegt genau der Unterschied zwischen den beiden Begriffen? Hauptsächlich geht es bei der Unterscheidung von Integration und Interoperabilität darum, wie intensiv und mit welchen Funktionen Geräte oder Anwendungen miteinander interagieren können.

Dank Interoperabilität können verschiedene, unabhängige Systeme unter Einhaltung gemeinsamer Standards nahtlos zusammenarbeiten. Schon vor vielen Jahren wurde in diesem Rahmen der offene Standard TCP/IP entwickelt. Dieser gilt als der Urvater, der erstmals eine Kommunikation zwischen unterschiedlichen Geräten ermöglichte und der Standard ist, an den sich alle Hersteller bis heute halten. Auch WebRTC, also die Kommunikation in Echtzeit per Telefon, SMS und Video direkt über den Webbrowser, ist ein Paradebeispiel für Interoperabilität. WebRTC befindet sich aktuell in der Standardisierungsphase und wird bereits von vielen Browsern unterstützt. Die kommunizierenden Browser können bei kleinen Konferenzen direkt miteinander verbunden werden, so dass keine Video-Brücke gebraucht wird. Zweck der Web Real-Time Communication ist es, Collaboration-, Audio- oder Video-Inhalte über den Browser auszutauschen.

Ist jedoch ein höherer Funktionsumfang gewünscht, der tiefer in die Lösung eingegliedert ist, kann das allein mit Interoperabilität nicht mehr gewährleistet werden. Zum Zuge kommt dann die Integration. Bei dieser wird meist sehr aufwändig eine Lösung ganz speziell für eine andere Lösung programmiert, die dann tatsächlich nur bei diesem einen Hersteller funktioniert: zum Beispiel spezielle Videoinfrastrukturen für Microsoft-Umgebungen. Sollen mehrere verschiedene Videosysteme zusammenarbeiten, kann eine Skype for Business-Umgebung ausgeweitet und um Panorama-Ansichten, einfache Access-Funktionen für diverse Devices oder zusätzliche Ansichten von Gesprächsteilnehmern ergänzt werden. Bleiben gleichzeitig Workflow und das Handling aus vertrauten Anwendungen, wie etwa Outlook, erhalten, erfahren die zusätzlichen Collaboration-Möglichkeiten darüber hinaus auch noch eine größere Akzeptanz bei Nutzern, da diese sich nicht erst mit völlig neuen Oberflächen vertraut machen müssen.

Integration nicht ohne Interoperabilität

Fest steht: Sowohl Integration als auch Interoperabilität sind wichtige Erfolgsfaktoren für UC. Unsere heterogene Welt mit ihren vielfältigen Herausforderungen gilt hier als Treiber. Dennoch gibt es Unterschiede zwischen den beiden Komponenten. Während dank offener Standards die Interoperabilität in der Regel schnell kostengünstige Collaboration-Lösungen ermöglicht, ist die Integration aufwändig und entwicklungs- sowie kostenintensiv. Grundsätzlich spielt letztere dennoch die wichtigere Rolle. Denn Integration kann die entscheidende „seamless expierence“ realisieren und einen höheren Funktionsumfang bieten. Die Integration in Branchenlösungen macht die Zusammenarbeit noch angenehmer und produktiver. Aufgrund der immer höheren Anzahl an Technologien auf dem Markt ist es jedoch unerlässlich, die Interoperabilität der Produkte zu gewährleisten. Auf diese Weise können verschiedene Applikationen zusammen genutzt und einfach bedient werden – wenn auch zu Lasten der Nutzererfahrung.

* Sascha Hirschoff ist Director Systems Engineers Central Europe bei Polycom.

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