Studie von Lancom, Techconsult und Handelsblatt Research Institute Digitale Souveränität: noch Luft nach oben!
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Etwa 70 Prozent der deutschen Unternehmen messen ihrer digitalen Souveränität einen hohen Stellenwert bei. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie von Lancom Systems, Techconsult und Handelsblatt Research Institute. Dennoch wird das Ziel größtenteils noch nicht erreicht.

Digitale Souveränität ist im Bewusstsein der Unternehmen angekommen. Bei einem Drittel der zu den Fokusfeldern Hardware & IT-Infrastruktur, Software & Anwendungen, Daten und IT-Sicherheit befragten Organisationen liegen jedoch noch starke Abhängigkeiten von außereuropäischen Anbietern vor, so die Studie, deren Ergebnisse Lancom Systems am 20. April Digitalpolitikerinnen und -politikern des Deutschen Bundestags bei einem Parlamentarischen Dialog in Berlin präsentierte. Damit verbunden war ein klarer Appell an die Politik: Eine aktive Industriepolitik und die Stärkung europäischer Technologiekompetenz seien wichtig, um digitale Souveränität zu fördern.
Von Dezember 2022 bis Februar 2023 befragte Lancom zusammen mit Techconsult und Handelsblatt Research Institute mehr als 250 IT-Verantwortliche zum Status quo ihres Unternehmens hinsichtlich digitaler Souveränität, der Abhängigkeit von Nicht-EU-Anbietern sowie dem allgemeinen Stellenwert des Themas. Betrachtet wurden vier Fokusfelder: Hardware & IT-Infrastruktur, Software & Anwendungen, Daten sowie IT-Sicherheit.
70 Prozent sehen hohen Stellenwert
Erfreuliches Ergebnis der Befragung: Die Relevanz digitaler Souveränität ist bei den Unternehmen angekommen. Über 70 Prozent der Umfrageteilnehmer messen ihr einen hohen Stellenwert bei. Die Umsetzung ist dabei im Fokusbereich Daten am weitesten fortgeschritten: Hier streben die Unternehmen nicht nur digitale Souveränität an, sondern sind diesem Ziel auch näher als in den anderen untersuchten Bereichen. Gut 36 Prozent geben an, dass eine Abhängigkeit gering oder nicht vorhanden ist. Der Anteil der Unternehmen mit starker Abhängigkeit von nichteuropäischen Anbietern ist mit 27 Prozent gut zehn Prozentpunkte geringer als in den anderen Fokusfeldern.
Gut aufgestellt bei Datenschutz und Datensicherheit
Das Thema Datenschutz (im Fokusbereich Daten) ist besonders im Blickfeld der Unternehmen: Mehr als 60 Prozent entscheiden bewusst und kontrollieren, wer auf welche Daten Zugriff hat. Auch im Bereich der Datensicherheit sieht sich der Großteil gut aufgestellt: Jeweils gut drei Viertel der Befragten geben an, dass sie Methoden und Tools zur Verschlüsselung sensibler Daten einsetzen und für eine sichere Verschlüsselung beim Datenaustausch sorgen.
Abhängigkeiten bei Hardware, Software und IT-Security
In den Fokusfeldern Hardware & IT-Infrastruktur, Software & Anwendungen sowie IT-Sicherheit zeigt sich, dass die befragten Unternehmen zwar überwiegend Aspekte der digitalen Souveränität bei der Auswahl von Komponenten und Anwendungen berücksichtigen. Dennoch liegen bei etwa einem Drittel starke Abhängigkeiten von nichteuropäischen Anbietern vor. Sie setzen Hardware, Software oder Security-Komponenten von Herstellern außerhalb der EU ein.
Auch die Politik ist gefragt
Ralf Koenzen, Gründer und Geschäftsführer von Lancom Systems: „Keine Frage – digitale Souveränität ist im Bewusstsein der Unternehmen angekommen, aber sie wird noch zu wenig umgesetzt. Hier sind sowohl Unternehmen als auch der Staat gefordert. Staatliche Vorgaben können helfen, kritische Abhängigkeiten und damit verbundene Risiken zu reduzieren. Dass solche Maßnahmen Wirkung haben, zeigt sich im Datenbereich, wo es mit der DSGVO bereits strenge Vorgaben gibt und zugleich – von allen vier Fokusfeldern – den höchsten Grad an digitaler Souveränität.“
Peter Riedel, Geschäftsführer und COO der Lancom-Konzernmutter Rohde & Schwarz, ergänzt: „Digitale Souveränität ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir müssen das Bewusstsein für europäische Technologiekompetenz stärken. Positive Beispiele dafür sind das europäische Chipgesetz und die Förderung einer eigenen Batterieproduktion. Auch die Verbesserung von Standortbedingungen für Unternehmen sowie ein stärkerer Fokus auf die Förderung von MINT-Bereichen und die Qualifikation der Beschäftigten sind weitere Schlüssel für mehr digitale Souveränität.“
Blick in die Branchen: Banken und Versicherungen liegen vorn
Deutliche Unterschiede zeigen sich bei einer nach Branchen differenzierten Betrachtung der Studienergebnisse. Während mit etwa 90 Prozent besonders viele Unternehmen aus dem Banken- und Versicherungssektor den Stellenwert digitaler Souveränität als sehr oder eher hoch einschätzen, liegt der Anteil im Handel mit 50 Prozent unter dem Durchschnitt.
Bei Hardware & IT-Infrastruktur achten vor allem Industrieunternehmen auf die digitale Souveränität (79 %), während deren Berücksichtigung bei Dienstleistungsunternehmen deutlich geringer ausfällt (58 %). Allgemein wirkt sich die Tatsache, dass eingesetzte Hardwarekomponenten nicht ohne Verzögerung (nach-)geliefert werden können, negativ auf den digitalen Souveränitätsgrad aus. Nur bei 39 Prozent der Unternehmen ist dies gegeben. Damit ist ein sofortiger Ersatz etwa bei einem Ausfall bei einem Großteil nicht möglich.
Bei Software & Anwendungen ist der Anteil der Unternehmen, die auf digitale Souveränität achten, in Handel, öffentlicher Verwaltung, Non-Profit-Bereich sowie Gesundheits- und Sozialwesen unterdurchschnittlich. Nicht einmal die Hälfte der befragten Unternehmen geben an, diese zu berücksichtigen.
Beim Fokusthema Daten sind es erneut Banken und Versicherungen, bei denen mit fast 82 Prozent überdurchschnittlich viele Organisationen auf digitale Souveränität achten.
Im Bereich IT-Sicherheit hat die digitale Souveränität besonders bei Unternehmen aus der Industrie (knapp 74 %) sowie abermals im Finanzbereich (knapp 70 %) einen hohen Stellenwert.
Service: Kostenloser Selbstcheck für Unternehmen
Um herauszufinden, wo ihr eigenes Unternehmen in puncto digitale Souveränität steht, bietet Lancom Organisationen die Möglichkeit, ihren digitalen Souveränitätsgrad selbst zu bestimmen. Anhand eines Fragebogens können sie ihre individuelle Position im Vergleich zum Benchmark der in der Studie befragten Unternehmen ermitteln.
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