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MWC 2019 Wo sich 5G, AI und Digital Trust die Hand geben

Autor / Redakteur: Dipl.-Phys. Oliver Schonschek / Ira Zahorsky

Das größte Mobile Event der Welt hat seinen Fokus nochmals deutlich erweitert. Das zeigt nicht nur die neue Brand „MWC19“, die „Mobile World Congress“ ersetzt hat. Die Vielfalt an Themen und Ausstellern hat weiter zugenommen. Wir haben uns angesehen, was alles zu dem Motto „Intelligent Connectivity“ gehört und welche Chancen darin liegen.

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Intelligent Connectivity als Motto des MWC ist überall zu lesen, doch wie sieht sie konkret aus?
Intelligent Connectivity als Motto des MWC ist überall zu lesen, doch wie sieht sie konkret aus?
(Bild: Oliver Schonscheck)

Wenn sich mehr als 100.000 Fachbesucher aus 200 Ländern und über 2.400 Aussteller in Barcelona treffen, konnte man bisher davon ausgehen, dass Mobile World Congress ist, den man früher schon gerne als MWC abkürzte. Nun gibt es den Mobile World Congress nicht mehr, jedenfalls nicht als Brand, die heißt jetzt MWC19.

„Dies ist das erste große Markenupdate für unser globales Veranstaltungsportfolio seit über einem Jahrzehnt“, kommentierte Michael O’Hara, Chief Marketing Officer, GSMA. „Wir bewegen uns schnell in eine Welt, in der Mobile alle und alles miteinander verbindet. Gleichzeitig erweitern wir unsere Reichweite über Mobile hinaus. Die neue Marke behält die bekannte Abkürzung bei, betont jedoch weniger das Thema „Mobile“, um den heutigen Umfang der Kommunikation zu reflektieren.“

Unter dem Veranstaltungsthema „Intelligent Connectivity“ möchte die MWC19 Barcelona die Schnittstelle zwischen „Hyper-Connectivity“, die von 5G und dem Internet der Dinge (IoT) ermöglicht wird, und „Intelligenz“, die durch Künstliche Intelligenz (KI) und Big Data bereitgestellt wird, hervorheben. Neben den Kernelementen der intelligenten Konnektivität widmete sich MWC19 den Themen Content, Digital Trust, Digital Wellness und The Future.

„Die Kombination aus superschnellen 5G-Netzwerken, dem Internet der Dinge und Künstlicher Intelligenz wird Innovationen vorantreiben, die sich auf fast jeden Aspekt unseres Lebens auswirken werden, von hocheffizienten Transportsystemen bis hin zu intelligenter Landwirtschaft und Cloud Gaming“, sagte John Hoffman, CEO bei GSMA.

Wir haben uns angeschaut, was davon heute schon auf dem MWC19 Barcelona zu entdecken war.

VMware: 5G Ready Telco-Cloud-Infrastruktur

Auf dem MWC stellte VMware Lösungen vor, die Kommunikationsdienstleistern helfen sollen, die 5G-Chance zu nutzen. Anbieter von Kommunikationsdiensten sollen dazu auf eine virtualisierte Telco-Cloud umsteigen. Die VMware Telco-Cloud-Plattform ist laut Anbieter sowohl für 4G als auch für 5G optimiert, eine Architektur, die beide Netzwerke unterstützt. Dadurch können Kommunikationsdienstanbieter schneller auf „5G Ready“ umsteigen, so VMware.

„5G befindet sich an einem massiven Wendepunkt, und die heute getroffenen Planungen und Entscheidungen werden für Communication Service Provider weitreichende finanzielle und operative Auswirkungen haben“, sagte Shekar Ayyar, Executive Vice President für Strategie und Unternehmensentwicklung und General Manager der Telco NFV Group von VMware. „Durch die Abkehr von den unflexiblen, durch Hardware definierten Architekturen der Vergangenheit und dem Rollout von 5G hin zu einer vollständig virtualisierten Architektur können die Telekommunikationsunternehmen Konkurrenten mit neuen Mehrwertdiensten auf dem Markt schlagen und ihre Leistungsfähigkeit verbessern.“

Die Telco-Cloud-Infrastruktur von VMware bietet eine Hybrid-Cloud-Architektur, Offenheit von APIs, Kompatibilität mit Open Stack und Kubernetes, Netzwerk-basierte Mikrosegmentierung und Service Assurance.

Pat Gelsinger, CEO von VMware, betonte auf dem MWC die Bedeutung von Security für 5G.
Pat Gelsinger, CEO von VMware, betonte auf dem MWC die Bedeutung von Security für 5G.
(Bild: Oliver Schonscheck)

Pat Gelsinger, CEO von VMware, betonte auf dem MWC die Bedeutung von Security für 5G. Die Sicherheitsrisiken spielten bei bisherigen Telko-Anwendungen weniger eine Rolle, da es bisher im Vergleich zur IT weniger Anwendungen gibt, die Bedrohungen ausgesetzt sind. Mit 5G werde dies anders, denn die bessere Performance führt dazu, dass die IT weiteren Einzug hält in die Telekommunikation und weitaus mehr Anwendungen und insbesondere kritische Applikationen über die Mobilfunknetze genutzt werden. 5G muss somit deutlich mehr Sicherheit bieten können als bisherige Mobilfunkstandards.

Die 5G-Sicherheit müsse verstärkt in der Infrastruktur verankert werden, nicht wie bisher durch viele zusätzliche Security-Lösungen, die die Nutzung mobiler Netze „von außen“ absichern. Hier spielt das MWC-Thema Digital Trust die entscheidende Rolle.

Was für Digital Trust getan wird

Eset zeigte in Barcelona sein aktuelles Produktportfolio für mobile Geräte und ging in Präsentationen und Diskussionen sicherheitspolitischen Fragen nach: Wie hat sich die Security-Landschaft durch neue Technologien verändert? Welche Rolle werden Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) bei der Bekämpfung von Cybercrime zukünftig spielen? Die Sicherheitsspezialisten Juray Janosik und Tony Anscombe führten vor, wie KI-Algorithmen zunehmend zur Betrugsbekämpfung beitragen können, aber ebenso, welche Nachteile die KI mit sich bringen kann.

Lukas Stefanko, Malware Researcher bei Eset, berichtete über die Risiken durch Fake-Apps.
Lukas Stefanko, Malware Researcher bei Eset, berichtete über die Risiken durch Fake-Apps.
(Bild: Oliver Schonscheck)

Lukas Stefanko von Eset berichtete auf dem MWC von dem Risiko, das von Fake-Apps ausgehen kann. Fake-Apps geben vor, praktische Applikationen zu sein, verlangen in Wirklichkeit aber Geld für Funktionen eigentlich kostenloser Apps wie Google Maps. Zusätzlich stehlen sie oftmals Daten der Nutzer und missbrauchen Privilegien, die sie für ihre Funktion nicht brauchen. Möglich wird dies zum Beispiel durch offene APIs, die kriminelle App-Entwickler missbrauchen können, um Fake-Apps zu bauen und scheinbar nützlich aussehen zu lassen. Alleine die Anzahl der Downloads und die Ratings der Apps können dem Nutzer nicht helfen, solche Fake-Apps zu erkennen. Neben Security-Lösungen, die die Apps zum Beispiel auf Missbrauch von Berechtigungen scannen, sind es Richtlinien zur App-Installation und -Nutzung sowie deren Durchsetzung. Für Managed Security Service Provider (MSSP) bietet dies ein wichtiges Betätigungsfeld, da sich die Bedrohungen zum Beispiel durch FakeApps für Unternehmen alleine nicht so leicht erkennen und richtig abwehren lassen.

Avira stellte die eigene Hardware Avira SafeThings Router vor, ein Produkt speziell für die Absicherung des Smart Homes. Am Stand war ein Vorserienmodell zu sehen. In einer simulierten Smart-Home-Umgebung zeigte Avira, welche Bedrohungen Nutzern ausgesetzt sind. Der Router soll Bedrohungen abwehren und Nutzern aufzeigen, wo Schwachstellen im vernetzten Zuhause bestehen.

Mobile World Congress 2019
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Giesecke+Devrient (G+D) Mobile Security stellte Produkte und Lösungen für ein sicheres Identitätsmanagement vor, als Basis für eine „intelligente Konnektivität“, dem zentralen Thema des diesjährigen MWC. Die vorgestellten Lösungen adressieren Mobilfunknetzbetreiber, Gerätehersteller, die Automobilindustrie und die Finanzdienstleistungsbranche. Fokusthemen sind dabei eSIM, Authentifizierung, 5G und IoT sowie vernetzte Wearables. Zu den Lösungen zählen eSIM-Management, End-to-End-Lösungen für 5G und IoT zur Verwaltung und Sicherung der vernetzten Komponenten sowie Authentifizierungs- und Konnektivitätslösungen für vernetzte Fahrzeuge.

Trend Micro sagte, dass die Einführung von 5G-Netzen eine einmalige Gelegenheit für Telekommunikationsanbieter biete, ihre Kunden mittels netzbasierter Technologien vor Angriffen zu schützen. Trend Micro kündigte eine neue Sicherheitslösung an, mit der TK-Anbieter ihre Kunden besser schützen könnten: Trend Micro Consumer Connect.

Fortinet erklärte, die Sicherheit von mobilen Kommunikationsnetzwerken sei heute wichtiger als jemals zuvor: Mobile Geräte sind immer komplexer miteinander vernetzt und tauschen Daten automatisiert aus. Böswillige Manipulationen können daher fatale Folgen haben. Fortinet bietet Communication Service Providern (CSPs) unter anderem geschützte Virtual Network Functions (VNF) für die Transformation hin zu 5G.

Check Point präsentierte auf dem MWC 2019 „On-device Network Protection“-Funktionen für die Security-App SandBlast Mobile. Das Ziel ist es, Geräte und Daten gegen Phishing, bösartige Webseiten und Botnetze unterwegs zu sichern, unabhängig davon, wo die Geräte sich befinden oder mit welchem Server sich die Geräte verbinden möchten.

Pundi stellte das XPhone vor. Im Blockchain-Modus können die Dienste im XPhone unabhängig von zentralen Netzbetreibern betrieben werden. Benutzer können Telefonanrufe, Nachrichten und Daten über Blockchain-Knoten weiterleiten, ohne dass zentrale Dienstanbieter erforderlich sind. Jedes XPhone ist auch ein Knoten im Netzwerk, der zum Betrieb des Blockchain-Ökosystems beiträgt.

Wo der neue Standard 5G aktuell steht

Obwohl die Technologie praktisch vorhanden ist, haben viele Betreiber immer noch Probleme mit dem Business Case, so ein Bericht von GSMA. Angesichts der zu erwartenden Kosten ist dies eines der relevanten Probleme, mit denen sich Entscheider bei Anbietern und Anwendern künftig befassen müssen.

Trotzdem: Die Ausgabe 2019 von MWC wurde als diejenige bezeichnet, in der 5G wirklich zum Leben erweckt wurde. Dabei verfolgen viele Anbieter den Weg, mit ihren Lösungen für 5G vorbereitet zu sein.

So zeigte zum Beispiel Atos eine 4G-/LTE-Lösung für private Netzwerke. Das Netzwerk Atos LTE sei aber für den 5G-Standard vorbereitet. Damit sollen sich verschiedene Systeme (wie Sensoren, Smartphones, Tablets, Drohen, Roboter) für eine kritische IoT-Kommunikation auf sichere Weise verbinden lassen.

Quanta Cloud Technology (QCT) präsentierte seine Next Generation Central Office (NGCO)-Lösung für den Telekommunikationssektor. Die Technologie soll die Transformation traditioneller Central Office-Netzwerkplattformen im TK-Sektor ermöglichen, sowohl im Netzwerk-Kern („Core“) als auch an den Netzwerkrändern („Edge“). Sie ebnet damit laut QCT den Weg zur Einführung und Nutzung der 5G-Technologie.

Verschiedene Mobilfunkanbieter und 5G-Ökosystempartner haben sich mit Inseego zusammengetan, um 5G-Dienste durch eine Reihe von Lösungen mit der MiFi-Technologie von Inseego zum Leben zu erwecken, so der Anbieter. Die MiFi-Technologie, kürzlich MiFiiQ genannt, ist eine Technologie aus den Forschungs- und Entwicklungslaboren von Inseego. Die MiFiiQ-Funktionen werden durch Antennendesign-Techniken, Reaktionsalgorithmen für eine Vielzahl von 5G-Anwendungsfällen und Sicherheitsfunktionen weiterentwickelt. Diese Verbesserungen sind in das neue Portfolio des Unternehmens für 4G-LTE- und 5G-NR-Lösungen für IoT-Anwendungen integriert.

Netscout stellte eine Echtzeit-Informations-Plattform für 5G vor. Demnach können Netzbetreiber ihre 5G-Initiativen, inklusive Planung, Rollout und Optimierungsmaßnahmen, mit der InfiniStreamNG (ISNG)-Plattform überwachen. ISNG ist eine skalierbare Echtzeit-Informations-Plattform von Netscout. Die Plattform bietet Netzbetreibern (Carrier) einen Einblick in Cloud-basierte Umgebungen, Netzwerkinfrastrukturen und 5G-Dienste, so der Anbieter.

Die Marktforscher von Gartner gaben anlässlich des MWC19 eine eher kritische Einschätzung zum Stand von 5G: Die meisten 5G-Deployments konzentrieren sich demnach zunächst auf die Bereitstellungsinseln, ohne dass bis 2022 eine flächendeckende landesweite Abdeckung gegeben ist. Gartner prognostiziert, dass weniger als 45 Prozent der Kommunikationsdienstanbieter (CSPs) weltweit bis 2025 ein kommerzielles 5G-Netzwerk auf den Markt bringen werden. Während viele CSPs behaupten, dass alles, was sie bereitstellen, 5G ist, ist das, was sie bereitstellen, möglicherweise etwas mehr als umbenanntes oder erweitertes LTE oder eine Teilmenge von 5G, die in einem sehr begrenzten Footprint bereitgestellt wird, so Gartner.

Die Verfügbarkeit von 5G wird laut Gartner unter anderem dadurch behindert, dass die Frequenzzuteilung langsam verläuft, 4G / LTE erfolgreich und profitabel ist und es noch keine „Killer Application“ gibt, für die sich die erforderliche Investition in 5G lohnt.

Viele Entscheidungsträger stehen laut Accenture der 5G-Technologie mit Zurückhaltung gegenüber – Grund sind neben technischer Skepsis vor allem hohe Vorabinvestitionen, Sicherheitsbedenken und der Mangel an Fachkräften. Laut einer neuen Studie, die zum MWC vorgestellt wurde, unterschätzen Entscheidungsträger das Potenzial der 5G-Technologie, das sich aus der Erhöhung der Netzwerkgeschwindigkeit und -kapazität ergeben wird, und lassen Potenziale zur eigenen Geschäftsentwicklungen ungenutzt.

Fazit für den Channel

Für den ITK-Channel bedeutet das zum einen, dass viele auch nach dem MWC19 noch auf die Business Cases für 5G warten werden. Dennoch laufen viele Vorbereitungen und werden Investitionen getätigt, wenn nicht direkt für 5G, dann aber doch für die intelligente Konnektivität, wozu auch AI-Lösungen und nicht zuletzt Lösungen für Digital Trust zählen. Wie breit der Lösungsmarkt hier inzwischen ist, konnte der MWC19 Barcelona eindrucksvoll zeigen.

Mobile World Congress 2019
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