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Definition Was ist Fernwartung?

Per Fernwartung lassen sich IT-Systeme von entfernten Standorten aus administrieren. Die Verbindung ist über verschiedene Techniken und Netzwerke möglich. Es können Telefonnetze, dedizierte Leitungen oder das Internet für die Fernwartung zum Einsatz kommen.

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(© aga7ta - Fotolia)

Die Fernwartung, alternativ als Remote Service oder Remote Administration bezeichnet, ermöglicht den Zugriff auf IT-Systeme von entfernten Standorten aus. Die Systeme lassen sich aus der Ferne überwachen, konfigurieren, steuern, updaten oder administrieren. Dank der Remote Administration muss die Arbeit nicht direkt an der IT-Komponente selbst erfolgen und eine eventuelle Anreise kann entfallen.

Um Fernwartungsaufgaben durchzuführen, kommen verschiedene Verbindungstechniken sowie Soft- und Hardwarelösungen zum Einsatz. Die IT-Komponenten, bei denen eine Einwahl erfolgen soll, sind für die Remote Administration vorzubereiten und freizuschalten. Mögliche Kommunikationsnetze, die für die Fernwartung nutzbar sind, sind das analoge oder digitale Telefonnetz, IP-Netze, das öffentliche Internet oder Mobilfunknetze. Darüber hinaus werden dediziert eingerichtete oder angemietete Standleitungen für die Remote Administration verwendet.

Die Kommandos vom entfernten Arbeitsplatz lassen sich textbasiert oder mit grafischen Anwendungen übermitteln. Die Spanne an Fernwartungssoftware reicht von einfachen kommandozeilenbasierten Konsolen bis hin zur Remote Desktop Software zur Übertragung kompletter Desktopinhalte inklusive Maus- und Tastatursteuerung. Zu den so gewarteten Systemen zählen Server, Netzwerkkomponenten wie Switche, Router oder Accesspoints, PCs und Laptops, Drucker und andere Geräte. Fernwartung kommt zudem im Internet of Things (IoT) zum Einsatz und ermöglicht die Remote Administration der mit dem Internet verbundenen Komponenten wie Alarmzentralen, Überwachungskameras oder Heizungssteuerungen.

Gründe für die Fernwartung

Gründe für eine Fernwartung gibt es viele. Dank der Einwahl von beliebigen Standorten aus, spart sich der Administrator den Weg zum betroffenen System. Abhängig von der überbrückten Entfernung kann es sich dabei um den Weg zu einem im gleichen Gebäude gelegenen Serverraum aber auch um die Anreise zu einem Standort in einem fremden Land handeln. Die Remote Administration reduziert den Zeitaufwand und die Reisekosten.

Zudem stehen Experten, die auf bestimmte Hard- und Software spezialisiert sind, binnen kurzer Zeit und ohne großen Aufwand zur Verfügung. Das benötigte Know-how muss nicht direkt am Standort vorgehalten werden, sondern lässt sich flexibel aus der Ferne einsetzen. Die Experten unterstützen bei Störungen und Problembehebungen oder führen die Inbetriebnahme einzelner IT-Komponenten aus der Ferne durch. Für Unternehmen reduzieren sich die Servicekosten für die IT trotz Globalisierung und dezentral verteilter Systeme. Darüber hinaus entstehen neue Servicekonzepte und Dienstleistungen, die es Unternehmen ermöglichen, ihr Fachwissen beliebigen Kunden per Remote Administration zur Verfügung zu stellen.

Welche Systeme können aus der Ferne gewartet werden?

Prinzipiell ist die Fernwartung von verschiedensten Systemen, Geräten und Maschinen möglich. Voraussetzung ist, dass die Komponenten eine Schnittstelle zur Verfügung stellen, die sich mit einem Kommunikationsnetz oder einer einzelnen Kommunikationsleitung verbinden lässt. Solche Schnittstellen können einfache serielle Interfaces sein, die per Modem mit einem analogen Telefonnetz verbunden werden, aber auch LAN-Interfaces oder Mobilfunkschnittstellen.

Klassische Systeme für die Remote Administration sind Computerarbeitsplätze mit PC oder Laptops, Serversysteme sowie Netzwerkkomponenten wie Router, Switches und Accesspoints. Über die Einwahl auf den verschiedenen Netzwerkkomponenten sind komplette Netze steuer- und administrierbar. Zudem lassen sich Fehleranalysen und Störungsbehebungen im Netzwerk aus der Ferne durchführen.

Bei den Arbeitsplatzsystemen dient die Fernwartung oft zur Anwenderunterstützung. Experten für einzelne Anwendungen können mit Hilfe von Fernwartungssoftware den entfernten Desktop am eigenen Bildschirm anzeigen und die Steuerung per Maus und Tastatur übernehmen. Zusätzlich gestatten Sprach- und Videoverbindungen oder textbasierte Chats erläuternde Information und die Führung des Anwenders.

Ein häufiges Einsatzgebiet der Fernwartung ist der Service für Maschinen und Anlagen. Sind diese mit IT-Komponenten ausgestattet, die eine Einwahl erlauben, können Systemzustände der Maschinen abgefragt und Kommandos übermittelt werden. Typische Aufgaben der Fernwartung sind die Durchführung von Softwareupgrades oder das Einspielen von Patches.

Über welche Verbindungen ist eine Fernwartung möglich?

Für die Remote Administration eignen sich grundsätzlich alle Kommunikationsnetze und -verbindungen, die das Senden und Empfangen von Daten ermöglichen. Je nach Eigenschaften der Verbindung wie Bandbreite oder Verzögerungszeit lässt sie sich für die einfache kommandozeilenbasierte Fernwartung oder für die desktopbasierte grafische Administration der Systeme nutzen. Fernwartung ist über folgende Übertragungsmedien durchführbar:

  • analoge oder digitale Wählleitungen über das öffentliche Telefonnetz (ISDN oder POTS)
  • dedizierte Verbindungen wie angemietete E1- oder T1-Leitungen oder Glasfaserkabel
  • Mobilfunknetze mit Übertragungstechniken wie GPRS, EDGE, UMTS oder LTE
  • private IP-Netze
  • öffentliches Internet

Fernwartung via Wählleitung

Bei der Fernwartung über analoge oder digitale Wählleitungen kommen an den Endstellen Modems oder Schnittstellenkarten zum Einsatz, die auf der einen Seite mit dem Telefonnetz und auf der anderen Seite mit der zu wartenden Komponente verbunden sind. Übliches Interface für die Verbindung des Modems mit der IT-Komponente ist die serielle Schnittstelle. Nachteil dieser Verbindungsart ist, dass die Bandbreite für die Datenübertragung begrenzt ist und zeitabhängige Verbindungskosten für jede Einwahl entstehen. ISDN-Verbindungen erlauben maximal 1 x oder 2 x 64 Kilobit pro Sekunde. Eine analoge Verbindung ist bei Verwendung eines V.90-Modems auf maximal 40 Kilobit pro Sekunde begrenzt. Die niedrige Übertragungsrate lässt in der Regel nur die kommandozeilenbasierte Remote Administration per Terminal- oder Telnet-Session zu.

Der Vorteil der Wählleitung ist, dass sie fast überall zuverlässig zur Verfügung steht. Häufig werden Wählleitungen daher als letzte Alternative oder als Backup für andere Remote Administrationszugänge verwendet. Weitere Gründe für die Remote Administration per Wählleitung können Sicherheitsaspekte sein. Das Telefonnetz ist in der Regel gut geschützt und erlaubt es, die Einwahl nur von definierten Anschlüssen aus zuzulassen.

Höchste Sicherheit bieten dedizierte Leitungen, die von einem Provider angemietet oder selbst betrieben werden. Es handelt sich dabei um abhörsichere Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, die keine unbefugten Zugriffe erlauben. Allerdings sind die Kosten für dedizierte Verbindungen sehr hoch.

Fernwartung via Mobilfunk

Mobilfunknetze sind auf zweierlei Art für die Einwahl nutzbar. Sie unterstützen sowohl die leitungsbasierte als auch die paketorientierte Kommunikation. Die leitungsbasierte Verbindung lässt sich als Wählleitung verwenden. Ihre Nutzung ist allerdings eher unüblich, da die Bandbreite stark begrenzt ist. Meist kommt die paketorientierte Datenübertragung in Verbindung mit dem Internet zum Einsatz. Moderne Übertragungstechniken wie UMTS oder LTE ermöglichen Bandbreiten von vielen Megabit pro Sekunde.

Das Mobilfunknetz bietet die Vorteile, dass kein kabelbasierter Netzwerkanschluss vor Ort benötigt wird und, dass das Mobilfunknetz eine hohe Flächendeckung bietet. Problematisch kann der Einsatz in Serverräumen oder Kellern sein, da die Mobilfunksignale dort häufig stark abgeschwächt sind. Die Einrichtung von Mobilfunkzugängen ist einfach und die Abrechnung erfolgt dank Flatrate-Tarifen nicht zeit- sondern volumenabhängig. Nachteile der Fernwartung über Mobilfunknetze sind schwankende und nicht exklusiv zur Verfügung stehende Bandbreiten sowie äußere Störeinflüsse.

Fernwartung via Internet

Eine der häufigsten Verbindungsarten für die Remote Administration ist die Einwahl über das Internet. Internetanschlüsse sind preiswert, bieten eine hohe Übertragungsrate und sind an vielen Orten verfügbar. Dank der hohen Bandbreiten lassen sich auch datenintensive Aufgaben wie das Überspielen einer neuen Software oder die grafische Darstellung des Remote Desktops realisieren.

Da über das öffentliche Internet prinzipiell jeder auf die angeschlossenen Komponenten zugreifen kann, sind die Zugänge für die Remote Administration besonders abzusichern. Eine ideale Lösung hierfür bieten so genannte VPN-Zugänge (Virtual Privat Network). Per VPN lassen sich einzelne Stationen aber auch komplette Netzwerke anbinden. Beim Verbindungsaufbau erfolgt eine Authentifizierung des Teilnehmers. Sämtliche Daten werden nach der Etablierung der VPN-Verbindung verschlüsselt in einem geschützten Tunnel übertragen. Die Daten sind für Unbefugte dank der Verschlüsselung nicht einsehbar.

Welche Programme zur Fernwartung kommen zum Einsatz?

Für die Ausführung der Remote Administration kommen unterschiedliche Anwendungen und Softwarelösungen zum Einsatz. Neben proprietärer Fernwartungssoftware für einzelne Systeme existieren zahlreiche plattformübergreifende Anwendungen. Die kommandozeilenbasierte Administration verwendet Programme wie telnet, rlogin, rsh oder die verschlüsselte Secure Shell (ssh).

Sollen grafische Informationen der entfernten Systeme übertragen werden, sind zahlreiche Remote Desktop Anwendungen verfügbar. Sie können kostenpflichtig oder frei nutzbar sein. Das Windows Betriebssystem unterstützt Remote Desktop Verbindungen als Bestandteil des Betriebssystems. Per LAN oder Internet ist es möglich, über die RDP-Funktion auf einen entfernten Windows-Rechner zuzugreifen. Voraussetzungen sind die Konfiguration des Fernzugriffs und eine geeignete Windows Version.

Eine in Deutschland sehr beliebte und weit verbreitete Software für die Remote Desktop Administration ist TeamViewer. Private Anwender können TeamViewer kostenlos nutzen, für professionelle Anwender ist sie kostenpflichtig. Die Software ist für verschiedene Plattformen wie Windows, Mac OS, Linux, Chrome OS, Android, iOS, Windows Phone und BlackBerry verfügbar und nutzt das öffentliche Internet zum Verbindungsaufbau. Die Verbindungen sind verschlüsselt und bei der Initiierung einer Session erfolgt die Authentifizierung per Userkennung und Passwort.

Eine weitere oft genutzte Software ist RealVNC. Auch RealVNC ist plattformübergreifend einsetzbar und eignet sich für Betriebssysteme wie Windows, Mac OS, Solaris, AIX oder den Raspberry Pi. Die private Nutzung ist kostenlos, für professionelle Anwender existieren unterschiedliche Lizenzmodelle.

Kostenlos verfügbar für Windows ist UltraVNC. UltraVNC besteht aus einer Client- und Server-Software, mit der sich Verbindungen zwischen beliebigen an einem IP-Netz angeschlossenen Windows-Rechnern herstellen lassen. Neben der Übertragung des Desktops erlaubt UltraVNC das Austauschen von Textnachrichten und Dateien.

Sicherheitsaspekte der Fernwartung

Da sich über die Fernwartung beliebige Aktionen auf den IT-Systemen ausführen lassen, gilt es, die Verbindung zwischen den beteiligten Komponenten abzusichern und ein technisches Vertrauensverhältnis zwischen dem Sender und Empfänger aufzubauen. Abhängig von der Wichtigkeit des zu wartenden Systems und der einzuhaltenden Sicherheitsstufen können folgende Funktionen zum Einsatz kommen.

  • der sich einwählende Administrator muss sich gegenüber dem Netzwerk und dem System authentifizieren
  • die Gegenstelle muss dem Verbindungsaufbau manuell zustimmen
  • der Netzwerkport für die Verbindung wird nur für die Zeit der Fernwartung freigeschaltet
  • die übertragenen Daten werden verschlüsselt
  • auf dem aus der Ferne gewarteten System ist durch Hinweise, die nicht ausgeblendet werden können, sofort zu erkennen, dass gerade eine Remote Administration stattfindet
  • die komplette Remote Administrationssession wird aufgezeichnet oder revisionssicher protokolliert

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