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Die schöne neue Welt der Applikationen steckt fest RZ-Infrastrukturen verstehen ihre Anwendungen nicht

Autor / Redakteur: Ralf Sydekum* / Ulrike Ostler |

Zumeist herrscht Einigkeit: Applikationsbereitstellung über die Cloud böte eine gute Alternative zu On-premise. Doch vorhandene Bereitstellungsmodelle erschweren die Migration oder ma­chen sie unmöglich. Denn sie erfüllen die Erwartungen in Bezug auf schnelle Einrichtung, kon­ti­nu­ier­li­che Verfügbarkeit und gleichbleibende Leistung über mehrere Umgebungen hinweg nicht.

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Zu starr und unpraktisch: Die aktuelle RZ-Infrsastruktur kann auf Anwendungen gar nicht adäquat reagieren.
Zu starr und unpraktisch: Die aktuelle RZ-Infrsastruktur kann auf Anwendungen gar nicht adäquat reagieren.
(Bild: unclesam/ Fotolia.com)

Bemühungen, die gewünschte Flexibilität in puncto Applikationsbereitstellung einzuführen und zu automatisieren, werden unvermindert fortgesetzt – DevOps und Technologien wie Software Defined Networking (SDN) oder Network Functions Virtualization (NFV) erfreuen sich hier großer Beliebtheit. Dennoch wird ein maßgeblicher und entscheidender Teil des Datacenter-Stack – nämlich der Application Layer – in einem eher traditionellen Modell bereitgestellt.

Wenn es um die Verfügbarkeit von Anwendungen geht, haben sich die Anforderungen an Performanz, Sicherheit und Zuverlässigkeit nicht gewandelt. Die Umgebungen und Bedingungen, unter denen diese sichergestellt werden muss, jedoch sehr wohl. Insbesondere die Ausweitung eines Rechenzentrums in Cloud-Umgebungen stellt Hürden für den IT-Betrieb dar. Es gilt, einheitliche Richtlinien für die Kommunikation zwischen Services der Rechenzentrumsinfrastruktur und der Cloud-Umgebung zu etablieren und zu unterstützen.

Herrscht keine architektonische Gleichwertigkeit der Umgebungen vor, besteht die Gefahr, dass Applikationen ohne einheitliche Richtlinien agieren. Dies mündet in ein erhöhtes Risiko für die IT-Sicherheit, führt zu unberechenbarer Performanz und gefährdet letztlich die Anwenderzufriedenheit.

Der Anwendungszentrierung fehlt

Diese Ausgangssituation bringt für Unternehmen viele Herausforderungen mit sich: Denn die aktuellen RZ-Infrastrukturen sind nicht anwendungssensibel. Um Sicherheit, Verfügbarkeit und Schnelligkeit von Unternehmensanwendungen zu gewährleisten und die Kontrolle über Application Layer 4-7 zu behalten, ist jedoch ein anwendungszentrierter Ansatz unerlässlich – und dies bedeutet eine Abkehr von den bisher gängigen netzwerk- beziehungsweise endgerätzentrierten Konzepten.

Ein Teil des Problems liegt darin, dass Applikationen von Netzwerkarchitekturen bereitgestellt werden, die grundsätzlich nicht mit Applikationstrends Schritt gehalten haben. Die meisten Netzwerkinfrastrukturen, die Applikationen transportieren, sind immer noch nicht wirklich anwendungssensibel.

Sie basieren auf komplexen Topologien, starren Architekturen, die nicht einfach skalieren. Darüber hinaus beinhalten diese Netzwerke weitgehend proprietäre Hardware- und Softwarekomponenten, die oft individuell lizenziert sind und damit hohe Kosten pro Anwendung verursachen.

Keine Bewegung auf Layer 4 bis 7

Falls Application-Services für Layer 4-7 existieren, sind sie in der Regel statisch und isoliert. Sie können weder das Rechenzentrum und die Netzwerkinfrastruktur dynamisch optimieren noch Schutz vor bekannten und unbekannten Bedrohungen bieten oder Applikationen zuverlässig über ein Portfolio von Public und Private Clouds hinweg bereitstellen.

Während Virtualisierung die Computer- und Storage-Infrastrukturen tatsächlich gewandelt hat, hinkt die Entwicklung der Netzwerkinfrastrukturen hinterher. Initiativen wie SDN (Software Defined Networking) haben das Ziel, die genannten Probleme zu lösen, doch sogar diese Ansätze greifen zu kurz.

Während sie versuchen, die netzwerkzentrierten Herausforderungen, die den heutigen Netzwerk-Fabrics inhärent sind, zu adressieren, fehlt es noch an umfassendem Support für die Application Services (Layer 4-7). Da aber die Unterstützung der Applikationen eine zentrale Funktion des Netzwerks darstellt, muss jede neue Netzwerkarchitektur beide Bereiche adressieren – sowohl die Netzwerkschicht (Network Layer) als auch die Anwendungsschicht (Application Layer).

Ist die RZ-Infrastruktur Applikations-zentriert, lassen sich auch Veränderungen auf der Ebene 4 bis 7 im Netz wahrnehmen.
Ist die RZ-Infrastruktur Applikations-zentriert, lassen sich auch Veränderungen auf der Ebene 4 bis 7 im Netz wahrnehmen.
(Bild: unclesam/ Fotolia.com)

Die alten Modelle stoßen an ihre Grenzen

Ein neuer, adäquater und in die Zukunft gerichteter Ansatz muss applikationszentriert sein und sich nicht nur an Geräten oder am Netzwerk orientieren, sondern an den Anwendungen. Applikationen müssen ohne Einschränkungen, dabei gleichzeitig kontrolliert bereitgestellt werden – und das am besten ortsunabhängig, zu jeder Zeit, sicher, schnell, einfach und verlässlich.

Software Defined Application Services (SDAS) ist ein neues Modell, um Anwendungsdienste (Application Services) zuverlässig und flexibel bereitzustellen. SDAS kombiniert innovative Entwicklungen aus den Bereichen Skalierbarkeit sowie Programmierbarkeit und setzt auf einer Entkopplung der Data und Control Plane auf.

Erst diese Kombination ermöglicht es, die Application Delivery Services auf alle Anwendungen flexibel, sicher und standortunabhängig auszuweiten. Dieser Ansatz ermöglicht Service Injection, Bereitstellung, Automatisierung und Orchestrierung über ein einheitliches Framework aus gebündelten Ressourcen.

Eine SDAS-Fabric

Eine SDAS-Fabric bietet somit eine Basis, um flexible Application Services aufzubauen, bei Bedarf auch außerhalb der eigenen Rechenzentrumsgrenze und innerhalb von Cloud-Umgebungen. Der Grund hierfür liegt in der zur Verfügung gestellten Flexibilität und Datenkonsistenz, die benötigt wird, um Services in einem dynamischen Umfeld zu skalieren und zu verwalten.

Applikationen, die über Netzwerke und in unterschiedlichen Umgebungen laufen, sind zahlreichen Herausforderungen in Bezug auf Performanz, Sicherheit und Verfügbarkeit ausgesetzt. Diese Bedenken auszuräumen, wird immer komplexer. Besonders, wenn Cloud Computing eine Rolle spielt, werden häufig zahlreiche Lösungen verschiedenster Hersteller benötigt, was ein konsistentes Management derselben erschwert.

Diese Inkonsistenz ergibt sich aus dem Datacenter-Stack, bei dem die Anwendungsbereitstellung ziemlich statisch bleibt – trotz der zentralen, oftmals geschäftskritischen Rolle, die sie spielt. Cloud Computing und SDN haben sich entwickelt, um bestimmte wirtschaftliche und operative Probleme zu lösen. Jedoch gelingt es diesen Ansätzen nicht, den Herausforderungen, die insbesondere Applikationen oder gar Änderungen von Applikationsarchitekturen betreffen, flexibel zu begegnen.

Ralf Sydekum: „Ein neuer, adäquater und in die Zukunft gerichteter Ansatz muss applikationszentriert sein und darf sich nicht nur an Geräten oder am Netzwerk orientieren.“
Ralf Sydekum: „Ein neuer, adäquater und in die Zukunft gerichteter Ansatz muss applikationszentriert sein und darf sich nicht nur an Geräten oder am Netzwerk orientieren.“
(Bild F5 Networks)

Der Appell

Heute müssen Service Provider und Unternehmen Application Services effizient vorhalten und dabei den Anforderungen und Bedürfnissen individueller Nutzer und Services gerecht werden. Mehr denn je müssen heute Skaleneffekte genutzt sowie flexible, erweiterbare Application Services schnell und sicher zur Verfügung gestellt werden.

Mit dem Einsatz standardisierter Mechanismen über Rechenzentren hinaus bis in Cloud-Umgebungen hinein lassen sich Zeitaufwand und Kosten reduzieren. Darüber hinaus schaffen sie die Möglichkeit, neue Applikationen und Architekturen einzusetzen.

* Ralf Sydekum ist Manager Field Systems Engineering DACH bei F5 Networks.

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