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Mitnutzung öffentlicher Infrastruktur ist ein Erfolgsfaktor Public WLAN – wichtiger Baustein einer Breitbandstrategie

Autor / Redakteur: Bernhard Lück / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Public WLAN ist auf dem Vormarsch. Zu diesem Schluss kam ein vom Buglas ausgerichtetes Experten-Panel. Die Fachleute sehen Stadtwerke, kommunale Unternehmen und lokale Anbieter hierbei in einer wichtigen Rolle, denn leistungsfähige Festnetze seien als Basis für öffentliches WLAN durchaus hilfreich.

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Öffentliche WLAN-Netze können die Attraktivität der Innenstädte steigern und als Imagemaßnahme und Zusatzservice die Kundenbindung erhöhen.
Öffentliche WLAN-Netze können die Attraktivität der Innenstädte steigern und als Imagemaßnahme und Zusatzservice die Kundenbindung erhöhen.
(Bild: Myimagine – Fotolia.com)

„Der mobile Datenhunger in Deutschland wächst stetig“, stellte Wolfgang Heer, Geschäftsführer des Bundesverbands Glasfaseranschluss (Buglas), zur Eröffnung des Experten-Panels „Public WiFi – Best Practice“ fest. Der Buglas hatte das Panel als Kooperationspartner im Rahmen der diesjährigen Angacom am 11. Juni 2015 ausgerichtet. „Wir beschäftigen uns im Verband bereits seit über einem Jahr intensiv mit dem Thema Public WLAN als wichtigem Baustein einer umfassenden Breitbandstrategie.“ Auch die Anfang Mai veröffentlichte Micus-Studie zum NGA-Netzausbau in Nordrhein-Westfalen empfehle die Einrichtung öffentlicher WLAN-Netze, um Innenstädte attraktiver zu machen, und schlage deren Ausbau zur Aufnahme in die Förderinstrumentarien vor.

Früh den Trend erkannt habe der Netzbetreiber Kabel Deutschland, der mittlerweile 750.000 deutschlandweite Hotspots betreibt und Privatkunden wie Unternehmen gleichermaßen bedient. „Durch die neue Konzernmutter Vodafone ergeben sich auf dem Feld noch mehr interessante Optionen“, wie Isabel Aigner als Leiterin Produktmanagement WLAN betont. „Man darf aber nicht vergessen, dass jeder Hotspot, Public WLAN und jede Mobilfunkanbindung ein leistungsfähiges Festnetz im Hintergrund benötigt.“

Netcologne

„Eine Nummer kleiner“ bietet das regionale Telekommunikationsunternehmen Netcologne seine WLAN-Dienstleistungen in und um Köln kostenlos an. „Es soll sich anfühlen wie zu Hause“, erklärt Teamleiter Ivan Andric die Strategie. Eine „feste Größe“ sei der Anbieter bei Großveranstaltungen in der Millionenstadt: „Ob Köln-Marathon, Christopher Street Day, Weihnachtsmärkte oder Karneval – wir sind dabei“. Eine besonders leistungsfähige Infrastruktur halte Netcologne im Rhein-Energie-Stadion vor, sehr zur Freude der rund 50.000 Zuschauer bei Fußballspielen und anderen Events. „Wo Mobilfunkfrequenzen längst in die Knie gehen, sind wir mit Public WLAN noch weit entfernt vom Limit“, zeigt Andric die Vorteile auf. In seiner Heimstätte würde der 1. FC Köln und auch der Deutsche Fußballbund das kabellose Netz sogar Pressevertretern zur Verfügung stellen. Weitere Einsatzgebiete in der Metropole seien im Tourismusbereich mit einem mehrsprachigen Hotspot-Portal geplant, wo die Kooperationen mit öffentlichen Einrichtungen und Sponsoringpartnern intensiviert werden sollen.

Wilhelm.tel

Derzeit noch hauptsächlich als „Werbeträger“ betrachtet Nils Sadowski von Wilhelm.tel in Norderstedt die Versorgung mit Public WLAN, setzt aber auf die Zukunft und den zunehmenden mobilen Bandbreitenbedarf, besonders bei der Upload-Rate. Als Beispiel nannte der Experte Fotos und „Selfies“, die von unterwegs gerne versendet würden. „Damit wachsen auch die Anforderungen an eine möglichst symmetrische feste Datenanbindung – am besten per Glasfaser.“ Die Unternehmenstochter der Stadtwerke biete den Dienst „Moby klick“ flächendeckend im Stadtgebiet ohne Einschränkungen kostenfrei an. „Öffentliches WLAN trägt sich aktuell finanziell sowieso nicht selbst“, führt Sadowski als Grund für diese Entscheidung an. „ Wir sehen die Investitionen in einem größeren Zusammenhang – als Imagemaßnahme und Zusatzservice für unsere festen Kunden.“ Zudem sei man gerüstet, wenn die Nutzer aufgrund von neuen Anwendungen bessere mobile Anbindungen nachfragen. Eher unkonventionelle Projekte wie beispielsweise modernes Arbeiten im Stadtpark unter dem Titel „Büro im Grünen“ könnten so ebenfalls bereits heute umgesetzt werden.

Stadtwerke Saarlouis

Die Stadtwerke Saarlouis mit dem kleinsten Verbreitungsgebiet in der Expertenrunde vertrat Jörg Rink. Mit seiner Aussage „Wir sind klein – na und?“ macht der Marketingleiter direkt deutlich, dass sich öffentliche Hotspots auch in kleineren Dimensionen und sehr lokal lohnen. Das öffentliche Unternehmen nutzt Public WLAN in der 34.300 Einwohner zählenden Stadt wie viele andere Stadtwerke zur Kundenbindung und zum Marketing, sieht aber auch Potenzial bei Werbepartnern. Denn man dürfe nicht vergessen: „Kosten fallen auf jeden Fall an, und das ist eine sehr effektive Möglichkeit zur Finanzierung."

Eine stärkere öffentliche Förderung steht somit auf dem Wunschzettel der vier Vertreter ganz weit oben, schließlich sei dies „öffentliche Infrastruktur“. Dass eine solche Unterstützung sich nicht auf finanzielle Hilfen beschränken muss, veranschaulicht Ivan Andric mit seinen Erfahrungen bei Netcologne: „Wir wären manchmal schon glücklich, wenn die öffentliche Akzeptanz bei der Anbringung der Antennen höher wäre.“ Weniger Bürokratie bei der Planung und Installation sowie zentrale Ansprechpartner bei Kommunen würden ebenfalls helfen.

Public WLAN setzt sich durch

„Public WLAN setzt sich in Deutschland mehr und mehr durch“, fasste Wolfgang Heer die Diskussion zusammen. „Dabei spielen Stadtwerke, kommunale Unternehmen und lokale Anbieter eine wichtige Rolle. Leistungsfähige Festnetze sind als Basis für Public WiFi durchaus hilfreich, denn in den öffentlichen WLANs ist häufig insbesondere der Upload von hoher Relevanz.“ Beim Setzen der notwendigen Access Points sei die Mitnutzung öffentlicher Infrastruktur durch die dann möglichen Kostenreduzierungen ein Erfolgsfaktor. „Die notwendige Hardware für öffentliche WLAN-Netze ist marktverfügbar und skalierbar, sodass man klein anfangen und später das Versorgungsgebiet kontinuierlich erweitern kann.“ Von zentraler Bedeutung, so Heer abschließend, sei die Beantwortung der Frage, wie sich ein öffentliches WLAN rechnet. Hier könnten Aspekte wie die Erhöhung der Kundenbindung durchaus eine wichtige Rolle spielen.

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