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Wer unbesonnen digitalisiert, verliert Keine Panik bei der digitalen Transformation

Autor / Redakteur: Bernhard Lück / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Die Diskussion zur Digitalisierung mit Begriffen von Industrie 4.0 bis IoT erzeugt nach Ansicht der ITSM Group bei vielen Unternehmen einen überzogenen Handlungsdruck. Das Beratungshaus warnt vor Aktionismus und präsentiert Tipps zur strategischen Ausrichtung der Digitalisierung.

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Die ITSM Group mahnt Unternehmen zur Gelassenheit beim Umgang mit der digitalen Transformation.
Die ITSM Group mahnt Unternehmen zur Gelassenheit beim Umgang mit der digitalen Transformation.
(Bild: Daniel Ernst – Fotolia.com)

Klassische Geschäftsmodelle werden infrage gestellt, Newcomer sollen etablierte Branchengrößen schon bald in Gefahr bringen und frühere Gewinner könnten sich plötzlich zu Verlierern im Markt entwickeln. Bei der gegenwärtigen Diskussion zur Digitalisierung entstehe unnötigerweise der Eindruck, als würde ihr Business sofort einen erheblichen Schaden nehmen, wenn Unternehmen nicht binnen kurzer Zeit vollständig auf Digital umschalten, problematisiert Frank Zielke. Der Vorstand der ITSM Group hat deshalb Tipps zur strategischen Ausrichtung der Digitalisierung erarbeitet.

Bewährte Regeln nicht ohne Not außer Kraft setzen

Modern und gut seien Geschäftsmodelle nach dem aktuellen Diskussionstrend nur noch, wenn sie Stempel der Digitalisierung tragen. Doch wer wirtschaftliche Maßstäbe heranziehe, komme bei genauerem Hinschauen zu einem gegensätzlichen Ergebnis: Zielke zufolge sind vor allem solche Geschäftsmodelle rentabel, die auf klassischen Businessansätzen beruhen. Kaum ein Start-up-Konzept schreibe bereits schwarze Zahlen, stattdessen lebten sie von Investorengeldern und der Hoffnung einer zukünftigen Rentabilität. Dies spreche keineswegs gegen ein Engagement in Richtung einer Ausrichtung hin zu hochdigitalisierten Prozessen und digitalen Produkten bzw. Diensten, sondern im Gegenteil sollten wegen des Digitalisierungstrends nicht die bisherigen und bewährten marktstrategischen und betriebswirtschaftlichen Regeln außer Kraft gesetzt werden. Dies gelte insbesondere für die Nutzenbewertung von Investitionen in die Zukunftstechnologien.

Offene Fragen sind keine sichere Entscheidungsgrundlage

Viele Fragen im Zusammenhang mit den weiteren Digitalisierungsthemen seien noch ungeklärt, z.B. fehle es beim Thema Industrie 4.0 noch an durchgängigen Modellen, sei die komplexe Schnittstellenproblematik aufgrund der umfangreichen Vernetzung nicht gelöst und seien für die damit einher gehenden Sicherheitsaspekte noch keine ausreichenden Lösungen entwickelt worden. Nicht wesentlich anders sieht es, so Zielke, bei vielen weiteren technologischen Zukunftsthemen aus. Wer sich angesichts der gegenwärtigen Vielfalt an Unklarheiten vor den Investitionsrisiken scheue, sollte vorläufig noch die weitere Entwicklung für den richtigen Einstiegsmoment beobachten, diese Phase aber konstruktiv zur digitalen Strategiefindung und der internen Prozessdigitalisierung nutzen.

Transformation bei der Digitalisierung der Geschäftsprozesse beginnen

Die digitale Transformation werde in der öffentlichen Diskussion zwar gerne an Begriffen wie Internet der Dinge, Industrie 4.0 oder Big Data und Cloud festgemacht, tatsächlich beginne sie aber bereits beim digitalen Reifegrad der Unternehmen. Viele Prozesse in den Businessabteilungen und der Produktion seien noch manuell und von Papier bzw. Medienbrüchen geprägt, sodass keine durchgängig digitalen und elektronisch integrierten Abläufe möglich seien. Eine möglichst umfassende digitale Prozessinfrastruktur entlang der Wertschöpfungsketten sei jedoch Voraussetzung für eine agile Wettbewerbsfähigkeit, organisatorische Flexibilität und Reduzierung der Prozesskosten. Insofern sollten sich die Transformationsstrategien zunächst konsequent diesem Optimierungsbedarf widmen.

Auf das Goldkrönchen in den Projekten verzichten

Allen aktuellen Studien zufolge weise der digitale Reifegrad in den Unternehmensprozessen noch erhebliche Defizite auf, was im Umkehrschluss bedeute, dass die Digitalisierungsbestrebungen vielfältige Projekte erzeugen würden. Da die personellen Ressourcen jedoch begrenzt seien und die Realisierung der notwendigen Maßnahmen nicht zu weit in die Zukunft reichen dürfe, sei eine bewusste Beschränkung der Projektansprüche auf arbeits- und leistungsfähige digitale Prozesse mit der notwendigen Integration notwendig. Die Begrenzung der Ausbaustufe bewirke, dass eine schnellere digitale Durchdringung der Organisation erreicht werde. Funktionale Erweiterungen könnten zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden.

Mut zu mehr zentraler Steuerung

Auch wenn viele Digitalisierungsthemen in den Fachbereichen der Unternehmen beheimatet seien oder sein werden, lasse sich eine systematische Transformation nicht über dezentrale Einzelmaßnahmen erreichen. Hierfür sei die Einrichtung eines Transformation-Managements innerhalb der IT-Organisation notwendig, das für die Planung, Koordination und Realisierung der gesamten Digitalisierungsmaßnahmen verantwortlich sei. Zu seinen Aufgaben gehöre insbesondere, gemeinsam mit den Geschäftsbereichen Initiativen zur Digitalisierung der Prozesse und digitale Produktinnovationen zu entwickeln. Eine wichtige Funktion bestehe zudem darin, die Transformationserfahrungen intern zu transportieren, um die Digitalisierungskultur im Unternehmen zu befruchten.

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