Glasfaser für mehr als ein Drittel der Haushalte verfügbar Glasfaserausbau in Deutschland weiter auf Kurs
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Die Marktanalyse 2023 des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) zeigt, dass Deutschland mit einer Glasfaserabdeckung von 35,6 Prozent auf einem guten Weg ist, die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen. Im Ländervergleich bleibt Schleswig-Holstein Spitzenreiter.

Laut Breko Marktanalyse 2023 sorgen die Wettbewerber der Telekom mit Rekordinvestitionen für hohes Tempo beim Netzausbau, insbesondere im eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau. Allerdings gebe es Hürden wie den Fachkräftemangel und langsame Genehmigungsverfahren. Vor allem der taktische Doppelausbau von Glasfasernetzen drohe zur Ausbaubremse zu werden.
Gemeinsam mit dem Telekommunikationsexperten und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jens Böcker hat der Breko die Analyse zum Stand des Glasfaserausbaus in Deutschland vorgestellt. Neben Daten der mehr als 240 im Breko organisierten Netzbetreiber basiert die Marktanalyse 2023 auf Ausbauzahlen aller relevanten, am Glasfaserausbau in Deutschland beteiligten Unternehmen und sei damit repräsentativ für den deutschen Telekommunikations- und Glasfasermarkt. Die Ausbauzahlen geben den Stand Ende Juni 2023 wieder. Neben bundesweiten Daten enthält die Analyse auch Zahlen zum Stand des Glasfaserausbaus in den Bundesländern.
Starkes Wachstum der Glasfaserverfügbarkeit
Studienautor Prof. Dr. Jens Böcker hebt die beachtlichen Fortschritte des Glasfaserausbaus in den vergangenen zwölf Monaten hervor: „Angesichts zahlreicher Herausforderungen legen die Unternehmen im Glasfaserausbau weiterhin ein gutes Tempo vor: Dank 4,6 Mio. neu erschlossener Haushalte, Unternehmen und öffentlicher Einrichtungen ist die Glasfaserquote seit Juni 2022 um neun Prozentpunkte auf 35,6 Prozent gestiegen.“ Damit seien Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude oder die Wohnung für 17,3 Mio. Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen verfügbar – mehr als ein Drittel Deutschlands.
Wettbewerber der Telekom stemmen Großteil der Investitionen und des Glasfaserausbaus
Mit Bezug auf die Prognose der Breko Marktanalyse 2023, dass je nach Rahmenbedingungen bis 2025 eine Glasfaserabdeckung Deutschlands zwischen 46 und 60 Prozent erreicht wird, kommentiert Breko-Präsident Norbert Westfal, Sprecher der Geschäftsführung bei EWE Tel: „Mit Investitionen von mehr als acht Mrd. Euro haben die Wettbewerber der Telekom 2022 ein klares Bekenntnis zum flächendeckenden Netzausbau und zum Standort Deutschland abgegeben. Damit ist die Branche trotz zahlreicher Herausforderungen weiter auf einem guten Weg, die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, 2025 die Hälfte und bis 2030 ganz Deutschland mit Glasfaser zu versorgen. Um das aktuelle Tempo zu halten, brauchen wir jedoch optimale Rahmenbedingungen für den starken eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau. Bund, Länder und Kommunen sollten insbesondere Bürokratie abbauen, indem sie die flächendeckende Digitalisierung der Genehmigungsverfahren auf Basis des Breitbandportals forcieren. Um die Verfahren zusätzlich zu beschleunigen, sollte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) seinen Entwurf des Netzausbau-Beschleunigungsgesetzes in einem wichtigen Punkt überarbeiten: Der Glasfaserausbau sollte nicht nur als „im öffentlichen Interesse“ definiert werden, sondern als „im überragenden öffentlichen Interesse“ – analog zum Ausbau der erneuerbaren Energien.“
Strategischer Doppelausbau gefährdet die politischen Glasfaserziele
Weitere Hürden, die das Best-Case-Szenario von 60 Prozent Glasfaserabdeckung im Jahr 2025 verhindern könnten, umfassen den akuten Fachkräftemangel, gestiegene Ausbaukosten und Kaufzurückhaltung aufgrund der weiter hohen Inflation. Die größte Bedrohung für einen schnellen flächendeckenden Glasfaserausbau stelle aktuell jedoch der angekündigte oder tatsächliche Glasfaserdoppelausbau durch die Telekom dar. Nach Erkenntnissen des Breko waren davon bis Juli 2023 alle Flächenländer betroffen, 223 Kommunen, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen und Bayern, sowie 74 Wettbewerber der Telekom. In zwölf Prozent der Fälle habe ein Wettbewerber sein Ausbauvorhaben bereits teilweise oder vollständig zurückgezogen. In jedem zehnten Fall werde sogar ein Glasfasernetz überbaut, das mit staatlichen Fördermitteln finanziert wurde.
„Die Wettbewerber der Telekom zeichnen für zwei Drittel des Glasfaserausbaus verantwortlich und leisten damit einen ganz entscheidenden Beitrag zur Schaffung einer nachhaltigen digitalen Infrastruktur für ganz Deutschland. Die Grundlage für diesen Erfolg sind faire Wettbewerbsbedingungen. Aktuell bedrohen jedoch die uns gemeldeten Fälle von Glasfaserdoppelausbau durch Telekom und Glasfaser Plus in mehr als 220 Kommunen aller Flächenländer diese Grundlage. Jetzt müssen Bundesregierung und Bundesnetzagentur umgehend Gegenmaßnahmen ergreifen, um die Erreichung der politischen Ausbauziele nicht zu gefährden“, fordert Breko-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers.
Open Access setzt sich durch
Die Marktanalyse zeige deutlich die wachsende Bedeutung von Open Access, der Öffnung bestehender Glasfasernetze für andere Anbieter, für die der Breko eine konkrete Definition vorgelegt hat, um die Basis für einen Branchenstandard und noch mehr Open-Access-Kooperationen zu legen. 71 Prozent der im Breko organisierten Netzbetreiber könnten interessierten Diensteanbietern bereits Zugang zu ihren Glasfasernetzen bieten und damit durchschnittlich 18 Prozent ihres Gesamtumsatzes erwirtschaften. 22 Prozent planen, künftig Open Access anzubieten. Denn knapp drei Viertel der Unternehmen erwarten einen starken Bedeutungszuwachs des Open Access Geschäfts. „Taktischer Doppelausbau von Glasfasernetzen ist volkswirtschaftlich unsinnig und es existiert bereits eine funktionierende Alternative, um fairen Wettbewerb zu ermöglichen: Immer mehr Unternehmen schließen Open-Access-Vereinbarungen und erhöhen dadurch die Auslastung bestehender Netze, während Endkundinnen und Endkunden von einer größeren Anbietervielfalt profitieren“, fasst Albers die Vorteile von Open Access zusammen.
Schleswig-Holstein bleibt Spitzenreiter; Brandenburg holt schnell auf
Zwischen den Bundesländern gibt es große Unterschiede in Fortschritt und Geschwindigkeit des Glasfaserausbaus: Schleswig-Holstein liegt mit einer Glasfaserabdeckung von 82 Prozent weiter vorn, gefolgt von Hamburg mit 72 Prozent und Brandenburg mit 54 Prozent. Letzteres ist auch das Bundesland mit dem größten Zuwachs an verfügbaren Glasfaseranschlüssen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die Anzahl der verfügbaren Glasfaseranschlüsse in Brandenburg mehr als verdoppelt. Baden-Württemberg hat sich hingegen nur um sechs Prozentpunkte verbessert und liegt mit einer Glasfaserabdeckung von 23 Prozent im Vergleich der Flächenländer weiter auf dem letzten Platz.
Staatliche Förderung braucht viel Zeit
Auf der Basis aktueller Zahlen des BMDV gibt die Breko-Marktanalyse auch einen Einblick in den Stand der Gigabitförderung des Bundes: Von den seit 2015 vom Bund zur Verfügung gestellten 17 Mrd. Euro an Bundesfördermitteln für den Glasfaserausbau waren bis August 2023 13 Mrd. vorläufig für konkrete Ausbauprojekte bewilligt, aber erst 3,5 Mrd. – gut 20 Prozent – ausgezahlt. In Verbindung mit dem Ergebnis der im Auftrag des BMDV erstellten Potenzialanalyse, dass 91 Prozent der deutschen Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen eigenwirtschaftlich mit Glasfaser erschlossen werden können, führt diese Bilanz zu einem klaren Fazit: Staatliche Fördermaßnahmen ergänzen den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau, um Flächendeckung zu erreichen, sind aber kein probates Mittel, um den Ausbau zu beschleunigen.
Nachhaltigkeit rückt stärker in den Fokus der Telekommunikationsunternehmen
Ein weiteres Schwerpunktthema der Breko Marktanalyse 2023 ist die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Telekommunikationsbranche. Böcker: „Nachhaltigkeit rückt erkennbar in den Fokus der Telekommunikationsunternehmen, was bereits zu zahlreichen Maßnahmen geführt hat. Die Branche ist proaktiv und diskutiert einen eigenen Industriestandard für Nachhaltigkeit.“
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