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Praxisbericht: SOHO-Vernetzung mit Consumer-Equipment, Teil 2 Erweiterte WLAN-Reichweite vs. PowerLine-Vernetzung

Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Im Rahmen unseres Tests zur Vernetzung einer Home-Office-Umgebung mit Consumer- bzw. Prosumer-Equipment stellt sich heute die Frage: was tun, wenn das WLAN-Signal nicht bis in die letzte Ecke reicht? Lohnt sich hier der Griff zu PowerLine oder ist ein WLAN-Range-Extender die bessere Wahl?

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Bei schlechter Funkabdeckung stellt sich die Frage: WLAN Range Extender oder PowerLine?
Bei schlechter Funkabdeckung stellt sich die Frage: WLAN Range Extender oder PowerLine?

IP-Insider hat überprüft, wie gut sich eine komplette Home-Office-Umgebung mit Consumer- bzw. Prosumer-Equipment aus dem 11n-WLAN-Bereich und einem zentralen NAS-Device vernetzen lässt und dabei mit Netgear-Produkten weitestgehend auf eine Single-Vendor-Strategie gesetzt.

Leider konnte im gegebenen Testszenario aber keine ausreichende WLAN-Versorgung für den vom Router am weitesten entfernten stationären Rechner sichergestellt werden. Sowohl im 2,4- als auch im 5-GHz-Band konnten bei minimaler Feldstärke am Client nur Datenraten von maximal 26 Megabit pro Sekunde erzielt werden. Bewegten sich Personen in der Wohnung, waren gar nur Connects mit 15 Mbps möglich – zwar reicht diese Performance für den Zugang ins Web meist noch aus, der Zugriff auf das zentrale NAS-System, das im Testszenario auch als Media-Server Verwendung fand, ist mit 1,9 Megabyte pro Sekunde einfach deutlich zu langsam.

Range Extender – WLAN-Reichweite satt

Die erste Wahl, das Reichweiten-Manko zu kompensieren, fällt auf einen WLAN-Range-Extender. Der zum Test verwendete Netgear WLAN Range Extender WN3000RP funkt ausschließlich im 2,4-GHz-Band und erlaubt mit seinen zwei Antennen einen maximalen Datendurchsatz von 300 Mbps. Allerdings musste aufgrund der ebenfalls in das 2,4-GHz-Netz integrierten 802.11b/g-Clients die maximal mögliche Datenrate in diesem Frequenzband im Router auf 130 Mbps gedrosselt werden.

Somit konnte trotz optimaler Feldstärkenverteilung zwischen Router, Range Extender und WLAN-Clien „nur“ eine Datenrate von effektiv 65 Megabit pro Sekunde erzielt werden, da sich die maximale Datenrate bei der Verwendung eines Range Extenders, der ja wie ein Repeater arbeitet, halbiert. Bei insgesamt maximal zugelassenen 130 Mbps macht dies eben dann die genannten 65 Mbps. Eine Transferrate im Bereich von gut 5 MB pro Sekunde bestätigte in der Praxis bei dem zu kopierenden File-Mix die gute Verbindungsqualität.

Würde stattdessen ein 5-GHz-Range-Extender zum Einsatz kommen, oder könnte aufgrund nicht notwendiger Kompatibilitätseinstellungen die Datenrate im 2,4-GHz-Band auf native 300 Mbps eingestellt bleiben, wären wohl Datenraten von rund 100 bis 130 Mbps – also ca. 12 bis 16 Megabyte pro Sekunde möglich.

Allerdings versprechen PowerLine-Adapter der neuesten Generation laut Werbe-Sloagans sogar Gigabit-Performance im Netzwerk, das bei dieser Technik über die bestehenden Stromleitungen realisiert wird.

weiter mit: PowerLine – Vernetzung mit Tücken

PowerLine – Vernetzung mit Tücken

Gigabit-Vernetzung via PowerLine ist sicher etwas sehr weit hergeholt. Zwar bieten die Geräte der neuesten Generation eine Gigabit-Verbindung zwischen dem jeweiligen Endgeräte (Router oder Client) und dem Netzadapter, die maximal mögliche Performance zwischen zwei Netzadaptern beträgt jedoch 500 Mbps. Jeder weitere Adapter senkt die in der Praxis erreichbare maximal mögliche Datenrate.

In Sachen Bedienung sind die Adapter kinderleicht zu handhaben. Zwar liegt den im Test verwendeten Adapter-Kit „Netgear Powerline AV 500 Adapter-Set (XAVB5001)“ eine Software-CD bei, das darauf enthaltene Management-Tool muss zum Betrieb aber nicht installiert werden. Es erleichtert im Zweifelsfall jedoch die Konfiguration der PowerLine-Adpter.

Im einfachsten Fall steckt man die beiden Adapter in die Steckdose, lässt sich die Geräte gegenseitig finden und verschlüsselt anschließend die Kommunikation durch einen Druck auf die beiden Verschlüsselungs-Tasten.

Theorie und Praxis in Sachen Performance

Drei LEDs an der Vorderseite der Geräte zeigen den Geräte- und Verbindungsstatus an. Dabei unterscheidet die Anzeige des Verbindungsstatus nur zwischen den Verbindungsqualitäten 80 Mbps und mehr, 50 bis 80 Mbps und weniger als 50 Mbps. Bereits diese allgemein übliche Einteilung lässt erahnen, dass es mit den versprochenen 500 Mbps Transfergeschwindigkeit schwierig werden könnte.

Dennoch erreicht die Netgear PowerLine-Verbindung bei einer Verkabelung von zwei nebeneinander liegenden Räumen, abgesichert über dieselbe Sicherung, einen Datendurchsatz von knapp 100 Mbps bzw. rund 12,5 Megabyte pro Sekunde. Damit ist die PowerLine-Verkabelung auf kurze Distanz der abgeregelten WLAN-Verbindung ebenbürtig.

Ein Betrieb der PowerLine-Vernetzung bis in die letzte, auch über das herkömmliche WLAN-Signal nahezu unerreichbare Ecke des Testfeldes zeigt jedoch schnell, dass sich größere Entfernungen und verschiedene Stromkreise sehr negativ auf die Verbindungsqualität des Stromkabel-Netzes auswirken.

Hier signalisiert bereits die Status-LED eine Verbindung von weniger als 50 Mbps und so ist es auch. Zwar können hier bei optimalen Bedingungen mit rund 23 Mbps (2,8 Megabyte pro Sekunde) immer noch ideale Voraussetzungen für das Surfen im Web geschaffen werden. In puncto Anbindung des Media-Servers muss sich die PowerLine-Verbidnung hier aber der Range-Extender-Variante deutlich geschlagen geben. Schaltet man im Testumfeld Störquellen wie einen Mikrowellenherd, einen Fön oder einen Mixer auf das Netz, so sinkt die Datenrate sehr schnell auf 12 Mbps – in etwa USB-1.1-Speed.

Fazit

In Sachen real erreichbarer Performance kommt es auch bei den neuesten HomePlug-AV-kompatiblen PowerLine-Geräten auf die äußeren Umstände an. Kabellängen, Absicherungskreise und Störquellen spielen hier die entscheidende Rolle. Was bei einem User toll klappt kann durchaus beim nächsten Anwender unter ähnlichen Bedingungen schon Probleme verursachen.

Hier heißt es also: ausprobieren. Und damit man am Ende nicht vielleicht auf einem nicht einsetzbaren PowerLine-Set sitzen bleibt, kann es nicht schaden, hier im Vorfeld mit seinem Händler eine Rückgabevereinbarung zu treffen.

In vielen Fällen liefert die PowerLine-Vernetzung aber ähnliche Geschwindigkeiten wie ein WLAN – dies allerdings bei weit weniger Strahlenbelastung.

Echte Power-User werden mit PowerLine aber wohl dennoch nicht wirklich glücklich werden – für Otto-Normalanwender ist die Technik jedoch insbesondere für funktechnisch schwer zugängliche Bereiche eine echte Alternative zum WLAN.

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