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Homeoffice und Homeschooling Doppelte Herausforderung für das deutsche Netz

Das Firmennotebook, die Laptops der Kinder sowie sämtliche Smartphones hängen plötzlich gleichzeitig im heimischen WLAN und das deutschlandweit. Stellt sich die Frage: Wie ist es eigentlich um die Netzwerkkapazität in Deutschland bestellt?

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61 Prozent der Bevölkerung befanden sich im zweiten Quartal 2020 im Homeoffice. Der erhöhte Datenverkehr fordert die deutschen Netze auch weiterhin.
61 Prozent der Bevölkerung befanden sich im zweiten Quartal 2020 im Homeoffice. Der erhöhte Datenverkehr fordert die deutschen Netze auch weiterhin.
(Bild: © Rawf8 - stock.adobe.com)

Rund 60 Prozent der Arbeitnehmer arbeiteten Statista zufolge im ersten Lockdown aus den eigenen vier Wänden. Das sind 21 Prozent mehr als vor der Pandemie. Und es kann davon ausgegangen werden, dass weiterhin sehr viele Arbeitnehmer von Zuhause aus arbeiten und weiterhin arbeiten werden. Parallel dazu befindet sich noch immer ein Großteil der Schüler im Homeschooling. Eine doppelte Herausforderung für die deutschen Netze.

Rasanter Anstieg des Datenverkehrs

Der Internetknoten-Betreiber De-Cix meldete bereits beim ersten Lockdown im März 2020 einen Datenverkehrsanstieg von 10 Prozent. Allein im letzten Jahr liefen insgesamt 32 Exabyte an Daten über den Internetknoten in Frankfurt am Main. Das sei in etwa dieselbe Datenmenge, die für einen acht Millionen Jahre andauernden Video-Call benötigt würde.

Für Dr. Thomas King, Chief Technology Officer bei De-Cix, ist diese Summe keine Überraschung: „Wir wussten von Anfang an, dass das Internet dem außergewöhnlichen Jahr 2020 und der Corona-Pandemie standhalten wird, aber eine so enorm hohe Zahl nun schwarz auf weiß zu sehen, ist schon etwas Besonderes und macht uns stolz.“ Auch Anton Döschl, Architecture Lead Collaboration bei Cisco, berichtet von einem Anstieg des Datenverkehrs in Deutschland im Frühjahr 2020 von rund 20 Prozent. Doch leider hatten seiner Einschätzung nach die deutschen Netze schon vor Corona den Status einer kritischen Infrastruktur und ihre Kapazitäten werden ständig ausgebaut. Daran hat sich jetzt auch nicht viel geändert. „Das Nadelöhr sind aktuell die Zugangsnetze“, erklärt Döschl. „Denn Homeoffice und Homeschooling erfordern Breitband-Anbindungen vor Ort. Daran hakt es vor allem in ländlichen Gebieten.“

Ohne Netz kein Homeoffice

De-Cix meldete bereits kurz nach der Verkündung des ersten Lockdowns einen Anstieg von 50 Prozent an Videokonferenzen. Der hohe Datenverkehr 2020 ist für King eine Folge des Homeoffices und kommt durch die Video-Calls oder VPN-Verbindungen zustande. Diese Ansicht teilt auch Döschl und berichtet von einer Vervierfachung der Nutzerzahlen der eigenen UC-Lösung Cisco Webex. Hinzu kommt das Entertainment, wie Streaming oder Online-Gaming, das ebenfalls den Datentransfer erhöht. „Digitale Dienste und Anwendungen sind essenzieller denn je und müssen so verzögerungsfrei wie nur möglich funktionieren“, kommentiert King. Ein große Auslastung für die deutschen Netze.

Technik ist nicht gleich Technik

Im Homeoffice ist nicht nur das Internet relevant, sondern auch die technische Ausstattung, wie Döschl betont: „Ein virtuelles Meeting muss am Küchentisch genauso gut sein wie eine Besprechung im Büro.“ Aufgrund wachsender Anforderungen hat Cisco seine Lösung Webex auch stetig weiterentwickelt. Neue Features sind zum Beispiel Live-Übersetzung und Transkription sowie Gestensteuerung.

Summa summarum haben Unternehmen die Umsetzung des digitalen Arbeitsplatzes Döschls Auffassung nach in den letzten Monaten gut gelöst. Immerhin haben viele Unternehmen nun Videokonferenzsysteme etabliert und ihre Kapazitäten in Cloud- und Rechenzentren erhöht. Handlungsbedarf besteht dem Manager zufolge aber weiterhin im Bereich Sicherheit als Grundlage für das Homeoffice. Laut der Cisco-Studie „Future of Secure Remote Work“ hat fast jedes dritte deutsche Unternehmen seit Beginn der Pandemie mindestens 25 Prozent mehr Cyber-Bedrohungen und Warnmeldungen festgestellt. „Kriminelle versuchen verstärkt Sicherheitslücken auszunutzen, wenn Mitarbeitende aus der Ferne auf das Unternehmensnetzwerk und Cloud-Anwendungen zugreifen“, erläutert Döschl.„Gleichzeitig wollen die meisten IT-Entscheider wenig oder gar keine Änderungen bei den Datenschutzanforderungen umsetzen. Anbieter mit Zertifizierungen und sicheren Komplettlösungen sind hier im Vorteil.“

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