Project Honolulu Die Browser-Oberfläche zum Management von Server 2016
Das Web-basierte Tool „Project Honolulu“ vereinfacht die Verwaltung von „Windows 2016“, Eventlog, Server Manager, Failover Cluster und Hyper Converged Cluster in einer Oberfläche. Die überzeugende Funktionalität können Server-Administratoren selbst ausbauen.
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Die „Azure Server Management Tools“, kurz Azure SMT, ereilte das frühe Aus. Bereits im Sommer 2017 hat Microsoft das Web-basierte Server-Management wieder beerdigt.
Die Idee von Azure SMT, Server über eine HTML5-Browser-Management-Oberfläche anzubinden und zu konfigurieren, lebt zum Glück weiter: Der ursprünglich für die Cloud entwickelte Ansatz wurde konsequent auf das On-Premises-Tool „Project Honolulu“ übertragen.
Der Software-Anbieter beweist mit dieser Verwaltungsoberfläche, dass er Wünsche seiner Anwender ernst nimmt und aufgreift. Denn viele Windows-Server stehen noch in klassischen Infrastrukturen oder Sicherheitsumgebungen ohne Internet-Verbindung. Zudem wollte die Anwendergemeinde gerne „Remote Server Administration Tools“ (RSAT) weiter einsetzen, aber auf deren bekannte Nachteile verzichten. RSAT und ein Administrieren ohne Powershell funktionieren seit dem ersten technischen Preview, das zur Ignite 2017 erschien.
Eine Konsole mit vielen Vorzügen
Zur veralteten „Microsoft Management Console“ (MMC) braucht in der Server-Welt daher niemand mehr greifen. „Project Honolulu“ beendet zudem das Hantieren mit mehreren Oberflächen für Eventlog, Server Manager oder „Hyper-V“-Management.
Wer beispielsweise Standardspeicherpfade oder Hyper-V-Switches ändern will, muss nicht in den Hyper-V Manager wechseln. Zu den weiteren auffälligen Vorzügen der Web-basierten Benutzeroberfläche zählen die Cross-Plattformfähigkeit, die der MMC zu iOS-Endgeräten fehlte, und die Erweiterbarkeit. Denn: Jede Funktion lässt sich durch ein Modul, eine so genannte Extension, abbilden. So kann jeder seine eigenen Extensions für „Project Honolulu“ schreiben, wozu ein Software Development Kit bereitsteht.
Andererseits entwickelt auch Hersteller Microsoft das Produkt ständig weiter, wie das aktuelle Technical Preview 1803 zeigt. So erweitern die ein- und ausschaltbaren Funktionen Deduplizierung und Kompression das Storage Spaces Direct. Außerdem können sich Nutzer jetzt gegen das Azure Active Directory authentifizieren. Mit mehr Details wartet darüber hinaus die Ansicht für das Modul „Prozesse“ auf.
Zwei Betriebsarten und ihre Installation
Ein Anwender muss sich zunächst für die Betriebsart entscheiden. Die beiden Möglichkeiten Desktop- und Gateway-Mode unterscheiden sich darin, wie die Installation zu erfolgen hat. Grundvoraussetzung für den Betrieb der GUI (Graphical User Interface) sind Windows 10 oder Windows Server 2016 als Betriebssystem sowie das „Windows Management Framework“, das ab der Version 5.0 auf dem zu verwaltenden Server laufen muss.
Der Desktop-Mode dient zum lokalen Managen der Server-Welt. Installiert wird die Verwaltungsoberfläche auf einem gehärteten Administrations-PC, zum Beispiel auf einem Notebook oder PC mit Windows 10. Im nächsten Schritt richtet man sich die HTML5-Oberfläche als lokale Webseite ein, welche zu den gewünschten Systemen verbindet.
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Windows Server Project Honolulu
Der neue webbasierte Server-Manager
Bei der zweiten Betriebsart agiert ein Server als Gateway, über das die Verbindung mit dem Browser erfolgt, um weitere Server hinzuzufügen und zentral zu administrieren. Ein Agent ist nicht nötig, das Verwalten geschieht mit Powershell oder WMI („Windows Management Instrumentation“) über WinRM („Windows Remote Management“) direkt im HTML5-Dashboard. Zuvor wird „Project Honolulu“ auf einem Server am Eckpunkt des Rechenzentrums bereitgestellt.
Ein Admin verbindet sich nun von seiner Workstation mit einem Jump-Server, der als Zugangs-Server zwischen zwei verschiedenen Sicherheitszonen (DMZ) steht. Das Administrieren der Systeme über den Jump-Web-Server nutzt die integrierten RDP (Remote Desktop Protocol)-Sessions. Das Arbeiten und Verwalten findet nur in der Web-Konsole statt, Dateien werden nicht übertragen, was virenanfällig wäre.
Ein Web-Server reicht nun völlig aus. Dessen Ports – bis auf https- oder http-Ports – werden komplett abgeschottet, um sich mit der HTML5-Oberfläche zu verbinden und die DMZ zu verwalten.
Der praktische Nutzen steht im Fokus
Nach der Installation zeigt die Web-Ansicht alle Verbindungen an. Wenn ein Server ausgewählt wurde, lässt sich dieser sofort über Registry, lokale Benutzer und Gruppen, Ereignisanzeigen, Prozesse, Dienste und andere Features in der HTML5-Oberfläche administrieren. Eine Extension für Microsoft Hyper-Visor wertet das Portal zusätzlich auf, weil ein Server-Administrator nun auch aus diesem Dashboard heraus virtuelle Maschinen (VM) aufsetzen oder stoppen kann.
Genauso praktische Relevanz in der VM-Verwaltung besitzen die Funktionen Host Connections zu einer VM sowie Backup oder Replikation einer VM sofort nach Azure Site Recovery. Zum Managen von Storage und Hyper-V-Funktion auf einem Knoten plus Speichervirtualisierung stehen zudem die Module Hyper Converged Cluster, Failover Cluster, Hyper-V Cluster und Storage-Replica-Funktionen sowie Azure Site Recovery bereit. Auf diese Extensions dürfen sich vor allem die Server-Administratoren freuen, die ihre Systeme lieber ohne Powershell verwalten und automatisieren wollen.
Server-Management zum Mitschreiben
Eine Frage stellt sich nach wie vor: Was passiert, wenn sich Firmen in Richtung Cloud bewegen?
Sie betreiben ihre Windows Server in Azure oder bei Amazon Web Services (AWS). Ob die Server nun dort oder im eigenen Rechenzentrum laufen, darf keine Rolle spielen. Doch bisher gab es kein überzeugendes Werkzeug, mit dem ein Server-Administrator seine Systeme, egal wo sie stehen, verwalten kann.
Der bisherige Standard, sich in jeden Server hinein zu verbinden, ist nicht mehr zeitgemäß. Auch eine MMC ließ grafisch wie verbindungstechnisch viele Anwenderwünsche offen. Mit „Project Honolulu“ steht Unternehmen jetzt ein Tool zu Verfügung, um den Betrieb von Windows-Server modern, schnell und sicher zu managen.
Die lokal zu installierende Verwaltungsoberfläche ist kostenlos, setzt lediglich die Windows-Server-Lizenz voraus und überzeugt durch eine Funktionalität, die sich nach den Bedürfnissen der Anwender richtet – und weiterentwickelt. Denn die Anwendergemeinde hat die Chance mitzuentscheiden, wie frei sie sich in ihrer Server-Welt bewegen will – auch über das Release hinaus, welches in diesem Jahr kommen soll.
Über den Autor
Eric Berg ist Senior IT-Architekt bei Comparex und Microsoft Most Valuable Professional (MVP).
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