?
Achtung bittere Ironie! Vielen Dank liebe Telekom, dass Ihr meine Firmen auf das neue, moderne und innovative VoIP Verfahren umgestellt habt. Meine Güte, was wird dadurch nicht alles besser … also laut den Hochglanzprospekten. Bessere Sprachqualität, höherer DSL Durchsatz mehr Flexibilität und selbst der Geschmack des Frühstückskaffee sollte durch die neue Technik besser werden. Aber wenn etwas ZU gut klingt, werde ich skeptisch und hab mich lange gegen die Umstellung gewehrt. Aber da Ihr liebe Telekom es so gut mit mit meint, habt Ihr mir einfach meinen Vertrag gekündigt, wohl wissend, dass es keinen Anbieter mehr gibt, der noch ISDN Anschlüsse bereitstellt. Also habe ich mich zerknirscht zurück begeben in den Schoß der wohlmeinenden Telekom, die mich nun mit den Segnungen der VoIP Technik beglückt und damit endlich die Langeweile aus meinen Alltag vertrieben hat. Was war das vorher für ein öder Büroalltag. Wenn man jemanden Anrufen wollte, hat man per CTI die Nummer gewählt und dann telefoniert. Sturzlangweilig. Jetzt mit VoIP wird telefonieren endlich zum Abenteuer. Und wie bei den meisten Abenteuern ist natürlich die Vorfreude das Schönste. Deshalb funktionierte nach der IP Umstellung erst mal gar nichts mehr, keine Telefonie, kein Internet. Meine Güte war ich freudig aufgeregt, als ich das bemerkte. Als EDV Unternehmen, dass 95% seines Umsatzes durch Fernwartung über Internet realisiert, sorgt so ein Totalausfall für sehr entspannte Atmosphäre. Endlich mal in Ruhe einen Stuhlkreis mit den Kollegen bilden zu können ... Aber dank der zu buchbaren 8 Stunden Quick-Reparaturoption für Firmen war diese Ruhe schon nach 73 Stunden zu Ende. Jetzt war die Angst groß, dass die Kunden die neue Erreichbarkeit ausnutzen würden um uns mit Anrufen zu belästigen, aber dank der Telekom wurde der Ansturm zu einem lauen Lüftchen. Kaum kam ein Anruf an, wurde das Telefonat beim Abheben des Hörers schnell wieder getrennt. Nur keine Panik aufkommen lassen. Jetzt einfach den Kunden zurückrufen. Das klappt schon im 3. oder 4. Anlauf ... vielleicht. Ansonsten gibt es halt ein Besetztzeichen ... nach 30 oder 40 Sekunden. Wenn man mit dem Kunden dann doch redet, ist man in der angenehmen Situation nicht mehr alles verstehen zu müssen. Dank Rauschen und elektronischer Verzerrung kann man sich immer auf mangelnde Sprachqualität herausreden, nicht wie in alten und zum Glück überholten ISDN Zeiten in denen man mit CD Qualität und verzögerungsfrei reden musste. Wenn einem der Kunde doch zu viel wird bekommt man zum Glück nach 10-30 Minuten eine gratis Gesprächstrennung. Aber dafür hab ich ja nun schnelleres Internet. Oder? Äh, nein doch nicht. Vorher hat der Router sich mit 14.000 bis 15.000 KBit synchronisiert, jetzt schafft er gerade mal 12.000. Ist ja auch logisch immerhin brauche ich ja nun etwas mehr Leitung, da ja auch meine Telefongespräche nun über das DSL geroutet werden. Aber das sind ja nur 200 KBit, die da jetzt noch weg gehen. So viel Bandbreite braucht eh keiner, schon gar kein IT Systemhaus. Dank der wohlmeinenden Telekom funktioniert nun seit der DSL Umstellung auch unsere teuer gekaufte Faxsoftware nicht mehr ... was solls: faxen ist eh eine aussterbende Technik. Gut unsere Kunden bestehen drauf, aber da wird die Telekom sicher bald auch erziehend eingreifen. So, jetzt geht es nach Hause. Dank der neuen VoIP Technik kann ich jetzt meine Anrufe durch meine Anlage auch auf mein Handy weiterleiten. Ach nee, das ging ja vorher auch schon, nur das bei der veralteten ISDN Technik dummerweise auch noch die Nummer des Anrufers angezeigt wurde. Das geht bei der neuen Technik auch ganz einfach... nur im Kundencenter einloggen und händisch im Klick und Wart Verfahren hinterlegen. So veraltete Technologie, wie solche Umstellungen direkt durch die Telefonanlage zeitgesteuert und direkt im Amt durchführen zu lassen hat doch eh keiner genutzt. Außerdem wenn der Kunde schon nach Feierabend nervt, kann ich jetzt immer behaupten nicht gewusst zu haben wer da anruft, schließlich sehe ich ja die Nummer nicht mehr. Aber nun kommt der Knüller: für all diese innovativen, spaßbringenden und kreativen Neuerungen bezahle ich micht mehr 44 Euro, sondern nur noch 35. Na ups, jetzt hab ich doch die Rechnungen verwechselt, nein ich zahle natürlich gern für die ganze Freude jeden Monat 9 Euro mehr. UND NUN SPASS BEISEITE ------------------------------------------------------ Ich komme mir nach der VoIP Umstellung vor, wie zurückgesetzt in die digitale Steinzeit. Mag das Verfahren für Privat-Anwender durchaus praktikabel sein, sind die vielen Limitierungen der VoIP Protokolle für Firmen absolut inakzeptabel. Dabei sind wir in der Firma technisch durchaus gut aufgestellt. Wir nutzen die vom Telekom Business präferierten Lancom Business Router, haben eigene zertifizierte Techniker im Haus (unsere Firma ist Lancom Partner), trotzdem ist die Telefonie (bei stabiler DSL Leitung) nicht stabil zu bekommen. Die Antwortzeiten der Telekom VoIP Server sind Unterirdisch, das T.38 Faxprotokoll wird nicht unterstützt. Gespräche brechen völlig unkontrolliert zusammen, die Qualität der Verbindungen ist sehr schlecht, trotz im Router implementierter QoS Regeln für VoIP. Vermitteln im Amt ist nur noch über eine sehr langsame Webseite oder kryptische und seit den 90er Jahren überholte Tastenmakros auf der Telefon Tastatur möglich. Alles in allem ein völlig unhaltbarer Zustand.