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Ist Remote Monitoring & Management Cloud-ready? Bewährungsprobe für RMM-Plattformen

Autor / Redakteur: Michael Hase / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Cloud-Instanzen werden anders überwacht als On-Premises-Systeme. In einer hybriden Welt müssen Plattformen für das Remote Monitoring & Management (RMM) beides unterstützen. Doch inwieweit sind die Tools tatsächlich schon Cloud-ready?

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Mit Hilfe von RMM-Lösungen überwachen MSPs die IT-Landschaften ihrer Kunden und sorgen für einen möglichst reibungslosen Betrieb.
Mit Hilfe von RMM-Lösungen überwachen MSPs die IT-Landschaften ihrer Kunden und sorgen für einen möglichst reibungslosen Betrieb.
(Bild: © tonsnoei - stock adobe com)

Ein Problem zu erkennen „ist wichtiger, als die Lösung zu erkennen“, schärfte Albert Einstein einst seinen Studenten ein. „Denn die genaue Darstellung des Problems führt zur Lösung.“ Dieses Zitat des Physiknobelpreisträgers würde Michael Gutsch, Senior Regional Sales Manager DACH beim Hersteller Datto, wohl unterschreiben. Das US-Unternehmen ist Spezialist für Remote Monitoring & Management (RMM). Und wenn es um die Weiterentwicklung dieser Disziplin geht, trifft das Einstein-Bonmot ins Schwarze. Eine Herausforderung für RMM-Plattformen liegt in der Cloud. Um IT, die bei Hyperscalern betrieben wird, zu überwachen, braucht man andere Metriken und Tools als für Systeme vor Ort. Bislang hat Datto dafür noch keine fertige Lösung, wie Gutsch einräumt. „Aber wir beschäftigen uns mit der Problemstellung, wie sich die Cloud mit RMM überwachen lässt. Und wir denken darüber nach, wie die nächsten Schritte für eine sinnvolle Erweiterung unserer Plattform aussehen können.“

Michael Gutsch, Senior Regional Sales Manager DACH bei Datto, sieht die Stärke von RMM-Plattformen in ihrer Mandantenfähigkeit.
Michael Gutsch, Senior Regional Sales Manager DACH bei Datto, sieht die Stärke von RMM-Plattformen in ihrer Mandantenfähigkeit.
(Bild: Karsten Werner)

Für Managed Service Provider ist RMM ein unerlässliches Hilfsmittel. Es versetzt sie in die Lage, unterschiedliche Hardware- und Software-Produkte ebenso wie Netzwerke und Security-Systeme über eine zentrale Konsole aus der Ferne zu überwachen, zu verwalten und zu warten. Zu den wesentlichen Eigenschaften der Plattformen gehört es, dass sie multimandantenfähig sind, damit Dienstleister die IT-Systeme vieler verschiedener Kunden parallel managen können. Die Vielfalt an kommerziellen RMM-Angeboten hat zweifellos dazu beigetragen, dass Managed Services inzwischen bei zahlreichen Systemhäusern zu einem festen Bestandteil ihres Dienstleistungsportfolios geworden sind. Meist besteht ihre Leistung darin, dass sie als MSP die Desktopsysteme oder die Infrastruktur ihrer Kunden überwachen und für deren reibungslosen Betrieb sorgen. Zu den RMM-Anbietern, die sich im deutschen Channel etabliert haben, zählen neben Datto auch Barracuda, Connectwise, Kaseya, Krämer IT (Server-Eye) und N-able (ehemals Solarwinds MSP).

Hybride Umgebungen

Die ersten Tools kamen zwischen 2006 und 2010 auf den Markt. Seitdem haben sich die IT-Landschaften auf Kundenseite massiv weiterentwickelt. Eine beträchtliche Zahl von Systemen läuft heute nicht mehr On Premises. Vielmehr nutzen Unternehmen immer häufiger Infrastrukturservices aus der Cloud, um Anwendungen zu betreiben oder virtuelle Desktops für ihre Mitarbeiter bereitzustellen. In der Regel haben es Dienstleister bei ihren Kunden daher mit hybriden Umgebungen zu tun, bei denen ein Teil der IT lokal und ein anderer Teil in der Cloud betrieben wird. Doch sind die RMM-Plattformen bereits dafür ausgelegt, auch diejenigen Systeme zu überwachen und zu managen, die in den Clouds von AWS, Google oder Microsoft laufen?

„In letzter Konsequenz noch nicht“, lautet die Antwort, die Henning Meyer, Senior Vice President MSP & Cloud bei Infinigate, auf diese Frage gibt. „Die Hersteller haben allerdings schon einiges getan, um ihre Plattformen für die Anforderungen der Cloud bereit zu machen.“ Der langjährige Acmeo-Chef weist darauf hin, dass einige RMM-Spezialisten inzwischen Monitoring-Tools oder Backup- und Recovery-Lösungen für Microsoft 365 anbieten. Konkret vereinbarte N-able im Sommer 2020 eine Kooperation mit dem Hyperscaler, die auf eine engere technologische Verbindung von Management-Tools beider Unternehmen abzielt. Oder Datto übernahm im März dieses Jahres den israelischen Security-Anbieter Bitdam, mit dessen Technologie sich SaaS-Anwendungen von Microsoft und Google Cloud vor Malware- und Phishing-Angriffen schützen lassen. Solche Beispiele zeigten, „dass die traditionellen RMM-Anbieter die Bedeutung des Themas erkannt haben und stark in Richtung Cloud gehen“, fasst Meyer zusammen.

Henning Meyer, Senior Vice President MSP & Cloud bei Infinigate, beobachtet, dass RMM-Anbieter ihre Systeme stärker öffnen.
Henning Meyer, Senior Vice President MSP & Cloud bei Infinigate, beobachtet, dass RMM-Anbieter ihre Systeme stärker öffnen.
(Bild: Acmeo)

Für die Überwachung von IaaS-Umgebungen sind die meisten RMM-Plattformen aber noch nicht ausgelegt. Ein Grund dafür mag sein, dass sie letztlich aus der On-Premises-Welt stammen, der Cloud-Betrieb aber anders funktioniert als klassische IT-Operations. Auch wenn die Basisinfrastruktur für die Anwender nicht transparent ist, so gibt es in der Cloud doch zahlreiche Parameter, die man sinnvollerweise misst, um Engpässe oder Ausfallzeiten zu vermeiden. Dazu gehören beispielsweise die Performance von Anwendungen oder der Ressourcenverbrauch virtueller Maschinen. Gängige Tools, die auch bei Dienstleistern beliebt sind, stammen von Anbietern wie Datadog, Dynatrace oder New Relic. Diese Produkte geben Cloud-Nutzern einen Einblick in relevante Metriken und Protokolle und liefern ihnen so wichtige Leistungsindikatoren. Auch die Hyperscaler bieten ähnliche Tools an, wie Amazon Cloudwatch, Azure Monitor und Google Stackdriver.

Öffnung über Schnittstellen

Müssen RMM-Anbieter somit zusätzliche Monitoring-Funktionen entwickeln, damit ihre MSP-Partner auch die Cloud-Umgebungen von Kunden managen können? Nach Meyers Einschätzung brauchen die Hersteller diese Arbeit nicht selbst zu leisten. Vielmehr hält es der IT-Profi für sinnvoller, wenn sie „ihre Plattformen öffnen, sodass es anderen Anbietern möglich ist, sich mit ihren Tools daran anzudocken“. Auf diese Weise könnten sie Funktionen von Cloud-Monitoring-Spezialisten in ihr Portfolio integrieren. Tatsächlich beobachtet der Infinigate-Manager bei den RMM-Anbietern eine zunehmende Offenheit und den Trend, ihre Plattformen stärker mit Schnittstellen auszustatten.

Dass die Hersteller nicht alle Features selbst entwickeln können, dessen ist sich auch Datto-Manager Gutsch bewusst. Dazu sind die Anforderungen, die sich in einer hybriden Welt stellen, zu vielschichtig geworden. Für umso wichtiger hält der Experte ein funktionierendes Ökosystem. Datto wolle MSPs die Tools an die Hand geben, mit denen sie den IT-Stack ihrer Kunden von der Infrastruktur über Endgeräte bis hin zu SaaS-Applikationen überwachen können, um einen sicheren und störungsfreien Betrieb zu gewährleisten. „Unser Anspruch ist es, dabei möglichst viel aus einer Hand abzudecken. Ergänzend dazu bieten wir APIs zu Technologiepartnern an“, führt Gutsch aus. Der Vorteil, den das Unternehmen gegenüber stärker spezialisierten Anbietern besitzt, liegt in „unserer multimandantenfähigen Plattform, mit der wir verschiedenste Funktionen in einem Dashboard zusammenbringen und so für MSPs die Prozesse vereinfachen.“

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