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Interview mit IDC zur möglichen Übernahme des IBM-Server-Geschäfts durch Lenovo Bäumchen wechsle dich...

Redakteur: Wilfried Platten

Die Lenovo-Aktien sind vom Handel ausgesetzt. Spekulationen verdichten sich, dass der chinesische Hersteller nach der Übernahme der PC-Sparte von IBM jetzt auch deren Server-Geschäft übernimmt. Über die Hintergründe und mögliche Auswirkungen hat IT-BUSINESS mit Giorgio Nebuloni, Research Manager bei IDC, gesprochen.

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Giorgio Nebuloni, Research Manager bei IDC
Giorgio Nebuloni, Research Manager bei IDC
(Bild: IDC)

ITB: Seit vielen Monaten scheint IBM mit Interessenten über einen Verkauf seiner Server-Sparte zu verhandeln. Warum könnte IBM Interesse daran haben, aus diesem Segment auszusteigen?

Nebuloni: Wir sprechen im Konjunktiv und können aktuell nur spekulieren. Sehen wir uns die Zahlen an: In EMEA ist IBM in der Sparte der x86-Server aktuell nach HP und Dell die Nummer drei mit einem Marktanteil von rund 13 Prozent. In Deutschland sieht es ähnlich aus: Hier hat IBM einen Umsatzanteil von 15 Prozent. Auch wenn die Konkurrenz im x86-Bereich durch Cisco und Dell größer geworden ist, liegt das Problem nicht in der Position IBMs im Wettbewerbsumfeld sondern bei den hier erzielbaren Gross margins. Bei Servern liegen sie typischerweise bei rund 20 Prozent, bei Software und Services dagegen zwischen 50 und 70 Prozent, vielfach auch noch höher. Deshalb geht der Trend bei IBM ganz klar zu Cloud Services und Infrastructure-as-a-Service. Die Anteile sind hier zwar noch einstellig, aber IBM glaubt daran. Die Akquisition von Softlayer weist darauf hin, das IBM mit einer eigenen Cloud-Plattform in Konkurrenz zu Anbietern wie Amazon treten will. Falls IBM die Server-Sparte verkaufen sollte – wir bewegen uns ja immer noch im Bereich der Spekulation – muß aber auch berücksichtigt werden, dass Server für IBM nach wie vor wichtig sind: für die Blade-Systeme und die konvergierten Systeme. Die Frage ist also: Konzentriert sich IBM dann ausschließlich auf Unix-Systeme und Mainframes? Die aber kann aktuell nicht beantwortet werden.

ITB: Lenovo gilt als Hauptinteressent, hat jedoch im Rahmen des Joint Ventures mit EMC von dort bereits Server-Technik eingekauft. Geht es also nicht um die Server-Technologie sondern um die Kunden? Und falls Dell zum Zuge kommt, können die die kolportierten drei bis vier Milliarden Dollar Kaufpreis nach den Turbulenzen der letzten Monate überhaupt stemmen?

Nebuloni: Die Vereinbarung von Lenovo mit EMC betrifft vor allem das Storage-Segment. Was Lenovo im Server-Bereich fehlt, sind ein starkes Vertriebssystem und die entsprechenden Channel-Partnerschaften. Deshalb wäre unserer Einschätzung nach das Hauptziel einer Server-Akquise die installierte Basis und das ganze Server-Ökosystem von IBM. Dell ist im Rahmen der neuen Aufstellung sicherlich finanzielle Verpflichtungen eingegangen. Allerdings ist das Unternehmen, wie die erwähnten Zahlen zeigen, bei den x86-Servern weitaus besser aufgestellt als Lenovo. Vertrieb und Channel-Struktur sind bereits stärker entwickelt, so dass der Umfang einer eventuellen Transaktion wahrscheinlich geringer ausfiele.

ITB: Welche Konsequenzen hätte ein Verkauf der Server-Sparte durch IBM im Markt. Gäbe es Verschiebungen im Channel?

Nebuloni: Für den Channel im Ganzen würde sich nur wenig ändern. Anders sieht das aus für die IBM-Partner, die ein starkes Server-Geschäft betreiben und in deren Projekten Server eine wichtige Rolle spielen. Die müssten sich nach einem neuen Anbieter umschauen, falls der übernehmende Hersteller nicht in Frage kommt. Sie könnten diesen Wechsel aber auch als konstruktiven Impuls und Chance nutzen, in das Geschäft als Cloud-Services-Anbieter einzusteigen. Der Server-Markt ist zwar ein stabiles Geschäft, die Wachstumsraten werden aber 2014 im einstelligen Bereich bleiben und auch danach kaum höhere Werte erreichen. Da könnte es sinnvoll sein, sich neu zu orientieren.

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