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Amdocs und ein Mobilfunkexperte kommentieren den 5G-Standard 5G kommt in einem Nebeneinander der Netze

Autor / Redakteur: Bernhard Lück / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Sowohl Arno Brausch vom Softwareanbieter Amdocs als auch der Mobilfunkexperte Henning Gajek halten es für möglich, dass in den kommenden Jahren mehrere Mobilfunkstandards parallel existieren werden, bevor 5G den endgültigen Durchbruch schafft.

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Mobilfunkbetreiber werden vorerst für alle verfügbaren Generationen – von 2G bis 5G – gleichzeitig Lösungen parat haben müssen.
Mobilfunkbetreiber werden vorerst für alle verfügbaren Generationen – von 2G bis 5G – gleichzeitig Lösungen parat haben müssen.
(Bild: Natalia Merzlyakova – Forolia.com)

Das Thema 5G im Mobilfunk war nicht nur auf dem diesjährigen Mobile World Congress in aller Munde. Es bewegt sich langsam aus den Expertenkreisen heraus und wird in Deutschland und Europa mehr und mehr als nächster Schritt der Mobilfunktechnologie diskutiert. Aus der Perspektive eines Softwareanbieters erwartet Arno Brausch, Director Development bei Amdocs, Anbieter von Customer-Experience-Systemen und -Services für die Telekommunikationsbranche, zunächst vor allem eine markante Erhöhung der Datenverdichtung in den Netzwerken. Mit dem Durchbruch von 5G rechnet er jedoch erst im Jahr 2020.

„Bis dahin werden sich die bewährten 2G- und 3G-Standards noch halten, obwohl ihre Bedeutung allmählich sinkt. Die nächste Generation steht auch hier vor der Tür. Das heißt für Mobilfunkbetreiber weltweit aber auch, dass sie für alle derzeit verfügbaren Generationen – von 2G bis 5G – gleichzeitig Lösungen parat haben müssen, um im umkämpften Markt nicht den Anschluss zu verlieren. Dieser Herausforderung begegnen sie am besten mit Backend-Systemen, die eine vereinfachte und personalisierte Kundenerfahrung über alle Kommunikationskanäle, Netzwerke, Services und Geräte hinweg erlauben. Voraussetzung dafür ist die Verwaltung der Business Support Systeme (BSS) und Operational Support Systeme (OSS) sowie die Netzwerksteuerung, sodass jede Anwendung basierend auf Echtzeiteinblicken personalisiert werden kann. Multi-Play-Lösungen bieten eine ganzheitliche Sicht, sodass sich Service-Provider durch attraktive Dienstleistungen differenzieren können und nicht mehr nur über den Preis.“

Aus Sicht eines Mobilfunkjournalisten aus der Frühzeit des digitalen Mobilfunks kommentiert der Publizist und Kolumnist Henning Gajek die Zukunft von 5G:

„Der Mobile World Congress in Barcelona hatte vor allen Dingen ein Kernthema und das lautete 5G. Was 5G genau bedeutet, ist noch nicht ganz klar, aber es zeichnet sich immer mehr ab, dass dazu ein Netz benötigt wird, das nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität „flächendeckend“ ist und zwar nicht nur draußen, also outdoor, sondern auch drinnen (indoor). Das erfordert einen Netzausbau, der alles bisher da Gewesene in den Schatten stellen wird.

Das Internet der Dinge, das man künftig als Internet von allem (Internet of Everything; IoE) bezeichnen dürfte, braucht sehr schnelle Netze. „Schnell“ im Sinne von Reaktionszeiten – und dort stoßen wir an aktuelle physikalische Grenzen, denn das Licht und der elektrische Strom sind „zu langsam“. Was auf den ersten Blick verrückt klingt, kann man sich leicht verdeutlichen: Ein Mensch kann binnen einer Millisekunde reagieren, in dieser Zeit kommt das Licht aber „nur“ 300 Kilometer weit. Steht der Server nun in Australien oder China, auf Island oder in München-Freimann, kommen Laufzeiten zustande, die bei Real-Time-Anwendungen wie Steuerungen aller Art viel zu lang sind. Dezentrale Lösungen mit vielen lokalen Servern, die bei Bedarf autark unterwegs sein können, sind eine denkbare Lösung. Bis zur Überwindung der „Lichtmauer“ (falls das überhaupt möglich ist) muss die Industrie kreative Ideen entwickeln, wie man die physikalischen Gesetzmäßigkeiten besser ausnutzen kann.

Die Aufgabe der Netzbetreiber ist es nun, ihre Kunden von der Notwendigkeit von 5G zu überzeugen und klar zu sagen, zu welchem Preis das zu machen ist. Vielleicht werden wir künftig mehrere Netzgenerationen parallel sehen, abgestuft nach technischen Möglichkeiten und dem Geldbeutel des Endkunden. Vielleicht gelangen wir auch zu der Erkenntnis, dass nicht alle Geschehnisse dieser Welt in digitale Daten umgewandelt und durch die Gegend transportiert werden müssen. So oder so: Intelligente Lösungen sind gefragt.“

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